Eine Heerpredigt widder den Türcken
Transkription nach WA 30,2 160-97
Niemand wollt gleuben, was ich vom Tuercken schreib, bis das wirs nu mit so grossem iamer erfaren und so viel tausent menschen ynn so wenig tagen erwuerget und weg gefueret gesehen haben. (160) […]
Denn der teuffel sucht durch seinen zeug den Tuercken, freilich nicht allein die weltliche herschafft, Sondern auch das reich Christi und seine heiligen und glieder, vom glauben zu stossen, wie Daniel sagt am siebenden Capitel. Daruemb will ich diese predigt ynn zwen stueck teylen, zuerst die gewissen unterrichten, darnach auch die faust vermanen. (161) […]
Denn die Schrift weissagt uns von zweyen grausamen Tyrannen, welche sollen fuer dem juengsten tage die Christenheit verwuesten und zurstoeren, Einer geistlich mit listen odder falschem Gotts dienst und lere widden den rechten Christlichen glauben und Evangelion […] . Das ist der Babpst mit seinem bapstum, davon wir sonst gnug gestrieben. Der ander mit dem schwerd […] , das ist der Tuercke, Also mus der teuffel, weil der welt ende fuerhanden ist, die Christenheit zuvor mit beyder seiner macht auffs aller grewlichst angreiffen und uns id erechte letze geben, ehe wir gen himel faren. […] Daruemb so halt feste und sey sicher, das der Tuercke gewislich sey der letzte und ergste zorn des teuffels widder Christum, damit der dem fass den boden ausstoesset […] , Denn nie kein koenigreich also getobet hat mit morden und wieten, als er thut. (162) […]
Weil denn nu das gewis ist und keinen zweiffel hat, das auff erden sol das Roemisch reich das letzte sein […] . (166) Denn der Tuerck keinem volck so feind ist auff erden als den Christen, Streit auch widder niemand mit solchem blutdurst als widder die Christen, auff das er diese weissagung Danielis erfuelle. (169) […]
So stehet ia auch ym Apocalypsi am zwentzigsten, das der Gog und Magog solle durchs feur vom hymel verzeret werden. Eben dasselbige schreibet auch Ezechiel am dreyssigsten capitel, das Gott wolle feuer und schwefel über Gog und Magog regenen lassen und uber yhr heer. Nu ist kein zweifel, Gog sey der Tuercke, der aus dem land Gog odder Tattern [Tartarei] komen ist ynn Asian, wie die historien beweisen. Weil aber dennoch Christus hat zeichen gegebene, da bey man kennen sol, wnn der iuengst tag nahe sey und dem nach, wenn der Tuercke ein ende haben werde, so koennen wir sicherlich wiessagen, dass der iuengst tag muesse fuer der thuer sein. (171) […]
Sondern so hab ich geraten und rate noch also, das wol ein iglicher sich vleissigen sol ein Christen zu sein, willig und bereit zu leiden vom Tuercken und yderman, Aber solle nicht streiten als ei Christen odder unter eins Christen namen, Sondern las deinen Welltlichen oeberherrn kriegen. (173) […]
Denn unser Jungkern vom Adel haben bis her gnug gebrasset, geschlemmet, gerennet, gestolzirt, gebranget mit alzu berfluessiger kost und kleidung, dadurch sie alles gellt aus Deudschem lande geschut und sich (on was der sunden widder Gott ist) an leib und gut verderbet, Es ist zeit das sie auch yhren stand und ampt beweisen und ein mal mit ernst sehen lassen, das sie vom adel sind. Desselbigen gleichen auch die buerger und kauffleut mit ubermessigem Schmuck und unzelichem wucher und geitz lange gnug yhre lust gebuesset, Haben sie so viel hundert tausent guelden so lange verkleidet, verthan odder versamlet, sollen sie auch ein mal eine busse davon geben und yhrer hoffart willen, dazu sie bis her so guten stillen fride gehabt und des missebraucht. Also auch der handwercks und baurs man, haben so lange her mit ubersetzen, schinden, stelen und rauben, neben andern grossen mutwillen und ungehorsam eine redlich busse wol verdienet […] . (181)
Sperrstu dich aber und wilt nicht geben noch reisen, Wolan, so word dichs der Tuercke wol leren, Wenn er yns land koempt und thut dir wie er izt vor Wien gethan hat, Nemlich, das er keine schetzung noch reise von dir fordert, sondern steckt dir haus und hoff an, nympt dir vihe und futter, gellt und gut, sticht dich zu tod (wo dirs noch so gut wird), schendet idder wuerget dir dein weib und toechter fuer deinen augen, zuhacket deine kinder und spiesset sie auff deine zaunstecken, Und must dazu, das das ergeste ist, solchs alles leiden und sehen mit boesem verzagtem gewissen als ein verdampter unchrist, der Gott und seiner oeberkeit ungehorsam gewest ist, odder fueret dich sampt yhn weg ynn die Tuerckey, verkeufft dich daselbs we einen hund, das du dein leben lang must umb ein stieck brods und trunck wassers dienen ynn stettiger erbeit tag und nacht, mit ruten und knuettlen trieben und dennoch keinen lohn noch danck verdienen […] , Denn der Türcke ist der man, der dich lernen wird, was du izt fuer gute zeit hast nd wie iemerlich, undanckbarlich, boeslich du sie widder Gottm seine diener und deinen nehisten zubracht, verseumet und missebraucht hat. Der Tuercke weis den Adel zu mustern und zu demuetigen, die buerger zu zuechtigen und gehorsam zu machen, die baurn zu zemen und den mutwillen zu buessen. (182-183) […]
Darumb merck auff mein lieber bruder, las dich warnen und vermanen, das du ia ym rechten Christen glauben bleibest und deinen lieben Herrn und heiland Jhesum Christum, der fur deine sunde gestorben ist, nicht verleugnest noch vergessest. So lerne nun, weil du noch raum und stat hast, die zehen gebot, dein vater unser, den glauben und lerne sie wol, […] Darumb, wo du ynn die Tuerckey komest, da du keine prediger noch buecher haben kanst. (185-186)
Unter andern ergernissen bey den Tuercken ist das wol fuernemeste, Das ihre priester odder geistlichen solch ein ernst, dapffer, strenge leben fueren, das man sie moecht fer Engel und nicht fuer menschen ansehen, das mit allen unsern gistlichen stand und moenchen ym Bapstum ein schertz ist gegen sie. Offt werden sie auch entzueckt, auch uber tissch bey den leuten, das sie sitzen als weren sie tod, Thun auch zuweilen grosse wunderzeichen dazu […] , Denn der teuffel kann auch ernst sein, saur sehen, viel fasten, falsche wunder thund und die seinen enzuecken, Aber Jhesum Christum mag er nicht leiden noch hoeren. […] Zum andern wirst auch finden das sie ynn yhren kirchen offt zum gebet zu samen komen und mit solcher zucht, stille und schienen eusserlichen geberden beten, das bey uns ynn unsern kirchen solche zucht uns stille auch nirgent zu finden ist. Denn da sind die weiber an sonderlichem ort und so verhuellet, das man keine kann ansehen, das auch unsere gefangen brueder ynn der Tuercky klagen uber unser volck, das nicht auch ynn unern kirchen so stilly, ordentlich und geistlich sich zieret und stellet. […] Denn las sich zieren, geberden wer do will und wie er wl, gleubt er nicht an Jhesu Christ, so bistu gewis, das Gott lieber hat Essen und trinkcen ym glauben, denn fasten on glauben, lieber wenig ordentlich geberde ym glauben, den viel schoener geberd on glauben. Lieber wenig gebet im glauben, denn viel gebet on glauben. […] Zum dritten wirstu auch walfarten zu den Tuerckisschen heiligen daselbst finden, die doch nicht ym Christen glauben, sondern ym Mahomets glauben gestorben sind, wie sie bekennen und rhuemen. […] Es wird auch viielen geholffen und geschehen viel grosser zeichen gleich wie bey uns auch geschehen ist. Von solchen falschen wunderzeichen haben wir offt und vie geschrieben. […] Er [der Teufel] kann auch wol so viel kunst, das er zuweilen rechte kranckheit vertreiben und rechte scheden heilen kann. Denn er ist ein Doctor uber alle doctor ynn der ertzney, dazu ein Fuerst der wellt. Sihe was wunder thut er bey und durch seine zeuberer, wie setzam er yhu hilft, unbegreifliche ding zu thun. […] Aber bei uns unter dem Bapstum sind slche falsche zeichen viel ferlicher und schwerer zu erkennen, weil sie bey uns als bey den Christen und unter dem namen Christi als von seinen Christlichen heiligen gescehehen. (187-189) […]
Zum vierden wirstu sehen bey den Tuercken nach dem eusserlichen wandel ein dapffer strenge und ehrbarlich wesen: Sie trincken nicht wein, sauffen und fressen nicht so, wie wir thun, kleiden sich nicht so leichtfertiglich und froehlich, bawen nicht so prechtig, brangen auch nicht so, schweren und fluchen nicht so, haben grossen trefflichen gehorsam, zucht und ehre egen yhren Keiser und Herrn, Und haben yhr regiment eusserlich gefasset und ym schwanck wie wirs gerne haben wolltem ynn Deudschen landen. […] So halten sie doch solche wyber alle ynn grossem zwang und gehorsam, das auch der man fuer den leuten selten mit seiner weib einem redet odder leichtfertiglich bey yhr sitzt odder schertzt […], das bey yhn nicht solch fuerwitz, uppickeit, leichtfertigckeit und ander uberfluessiger schmuck, kost und bracht unter den weibern ist, als bei uns. (189-190)
Denn hie [unter türkischer Herrschaft] ists zeit zu gehorchen und zu halten die sprueche S. Petri nd Pauli, d sie leren, das die knechte odder leibeigen sollen yhren leiblichen herrn gehorsam, trew, demuetig, ehrsam und vleissig sein, nicht anders, denn als dieneten sie Christo dem Herrn selbs. […] Wenn du unter dem Tuercken bist und diesnen must, […] so solt du solchen dienst nicht weiter verstehen noch deuten, denn so fern es ddeinem haus herrn nuetzet zu seinen guetern. Wenn er [der Türke] dich aber zwingen wolt, widder die Christen zu streiten, da solt nicht gehorsm sein, sondern lieber alles leiden, was der dir thun kann, ia viel lieber sterben. […] Eben also soltu deinen diesnt den Tuercken auch leisten, das du damit nicht widder die Christen noch widder Gott strebest, sondern allein seinem haus und guetern zum besten helffest. (193-197)
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