Die „Konservative Einrahmung". Theodor Duesterberg, Zweiter Bundesführer des Stahlhelm, über eine Besprechung am 26.1.1933:
Am 26. Januar fand eine Besprechung Papens mit Hugenberg, Seldte und mir statt. Diese eröffnete Papen mit einer kurzen Ansprache, in der er auf die zwingende Notwendigkeit einer neuen Regierung unter Hitler als Reichskanzler hinwies. Er schloss mit der Forderung, dass wir uns alle Hitler zu unterstellen hätten, auch der Stahlhelm. Seldte, dem inzwischen Papen mit Erfolg den von mir abgelehnten Ministerposten angeboten hatte, erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft. Ich widersprach und warnte vergeblich vor der Dynamik der Hitlerschen Natur und seiner fanatischen Massenbewegung. Hugenberg suchte meine Gedanken mit dem Hinweis zu entkräften, dass ja nichts passieren könne. Hindenburg bliebe Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Papen würde Vizekanzler, er übernähme die ganze Wirtschaft, einschließlich der Landwirtschaft, Seldte das Arbeitsministerium, „Wir rahmen also Hitler ein." Mit einem drastischen Witz sagte ich prophetisch Hugenbergs persönliches Schicksal voraus. Er würde eines Nachts in Unterhosen durch die Ministergärten vor der Festnahme flüchten müssen. Alles war vergeblich! Der altrömische politische Erfahrungssatz „Principiis obsta" („Du sollst den Anfängen widerstehen") war durch die neuzeitliche Asphaltweisheit von dem „Chance geben" verdrängt. Der unmögliche Hitler würde sich ja bald selbst unmöglich machen, war die Beruhigungspille für die im Innersten selbst gehegten Bedenken.
Theodor Duesterberg, Der Stahlhelm und Hitler, Wolfenbüttel u. Hannover 1949, S. 38 f.
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