Dokument 72: GRUNDRISSE, AUFRISSE UND SCHNITTE DER CHINESISCHEN HÄUSER IM PARK VON SCHLOSS WILHELMSTHAL (BEI KASSEL)
2 Bll., koloriert; Mitte 18. Jahrhundert.
Bestand 300 P II Nr. 342/11 und 13.
Lit.: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Bd.VII: Kreis Hofgeismar, 1.Teil: Schloß Wilhelmsthal, bearb. v. Fr.Bleibaum (192b), S. 25ff.
GRUNDRISS, AUFRISS UND SCHNITTE DER CHINESISCHEN HÄUSER IM PARK VON SCHLOSS WILHELMSTHAL (BEI CALDEN) | |
| 2 Bll., koloriert, Mitte 18. Jahrhundert Best.: 300 Karten P II Nr.342/11 u.13 Lit.: Friedrich Bleibaum: Schloss Wilhelmstal und Francois Cuivilles d. Ä. (Jahrbuch der Denkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel, 2. Sonderheft ), Melsungers 1932 |
Das von Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel (1730/1751-1760) um die Mitte des 18. Jahrhunderts bei Kassel-Calden errichtete Rokokoschloß Wilhelmsthal wurde nach Plänen des Münchener Hofarchitekten Francois de Cuivilles d. Ä. (1695-1768) gebaut, der auch am Entwurf der Gartenanlage beteiligt war. Da Cuivillies selbst nur einmal kurz in Kassel war, übernahm die Bauleitung 1746 Johann Georg Fünck (1721-1757), der Cuivillies Pläne den landschaftlichen Gegegebenheiten vor Ort anpaßte, ehe er später von Heinrich Wilhelm Huth (1717-1806) und schließlich von Simon Louis Du Ry (1726-1799) abgelöst wurde. Von dem sich fächerförmig vor dem Schloß ausbreitenden Park wurden nur zwei der geplanten drei großen Wegeachsen fertiggestellt, die nördliche blieb, wahrscheinlich wegen des Ausbruchs des Siebenjährigen Krieges unvollendet.
Die Gartenkunst des Rokoko liebte spielerische Überraschungseffekte und bediente sich dabei unter anderem im 18. Jahrhundert in Mode gekommener chinesischer Bauformen. So wurden auch in Wilhelmsthal die profanen Entenhäuser an der Südachse des Parks als archtektonisch aufwendige chinesische Lusthäuser mit „mansardartig gehaltenen Zeltdachformen in Kupfer mit lebhaftem Dekor von Drachen, Kranichen und sonstigem Getier“ (Bleibaum, S. 17) gestaltet. Der Fußboden wurde mit Marmorplatten abgedeckt und die Fenster erhielten Spiegelglasscheiben. Es ist Bleibaum gelungen, an Hand von Pausen, die der Cuivillies-Schüler Karl Albert von Lespilliez (1723-1796) gezeichnet hat, nachzuweisen, daß Entwurf und Planung der Entenhäuser auf Cuivillies zurückgehen. Leider erwiesen sich die Gebäude in der Folge als so reparaturanfällig, daß sie die um die Jahrhundertwende erfolgte Umgestaltung des Schloßgartens von Wilhelmsthal in einen englischen Landschaftsgarten nicht überdauerten und abgebrochen wurden. Bei den gezeigten Plänen aus dem Kasseler Regierungsarchiv handelt es sich um einen undatierten kolorierten Schnitt durch die Entenhäuser und ein ebenfalls undatiertes, ‚Chinesische Häuser’ betiteltes Blatt mit Auf- und Grundriß sowie einem den figürlichen Dachschmuck und die Wandmalereien andeutenden Schnitt. Neben den in Fuß angegebenen Maßstab ist vermutlich vom Zeichner Reissmann die irreführende Angabe ‚Indianisches Lusthaus in Wilhelmsthal’ gesetzt. Außerdem trägt das Blatt den später hinzugefügten Vermerk: „d. 11. September 1800 sind diese beyde Häuser ihrer Wandelbarkeit wegen gänzlich abgebrochen„. U.L.
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