Dokument 66: STOFFPROBEN FÜR UMFORMEN
aus der Tuchfabrik Sunkel zu Hersfeld, 1766-1774. Bestand 406, Rubr. 36 Hersfeld Nr. 11.
STOFFPROBEN FÜR UNIFORMEN | |
| aus der Tuchfabrik Sunkel zu Hersfeld, 1766-1774. Bestand 40b, Rubr. 36 Hersfeld Nr. 11. Lit.: O. Dascher [wie Nr. 65], S. 56 f. und 190 f. |
Wegen ihres Bedarfs an Uniformtuchen war die Armee der größte Einzelkunde für das heimische Tuchgewerbe. Das Geschäft war allerdings nicht risikolos, denn die Nachfrage schwankte stark. In Kriegszeiten mußte die Produktionskapazität erweitert, nach Friedensschluß aber schnell wieder abgebaut werden.
Tuche für Soldatenuniformen, wurden von der Militärverwaltung erworben und von Militärschneidern zu Uniformen verarbeitet. Die Ansprüche an die Tuche waren hoch. Für die Qualitätsbewertung war die „Montierungskommission“ zuständig, eine nach dem Siebenjährigen Krieg eingerichtete Behörde, die die Versorgung der Truppe mit Uniformen, Waffen und Pferden sicherstellen sollte. Sie prüfte die Qualität der von den Herstellern vorgelegten Stoffproben, bevor sie einen Auftrag erteilte. Es kam auch vor, daß sie die Abnahme bestellter Tuchmengen verweigerte, wenn die Ausführung mangelhaft war. Die Offiziere bevorzugten für ihre Uniformen feinere, aus Spanien importierte Wolltuche.
Heereslieferanten für Uniformtuche waren nicht nur zünftische Meisterbetriebe, sondern auch zunftfreie Großbetriebe, „Manufakturen“, die vom Landesherrn „privilegiert“ und meist von Landfremden gegründet wurden. Inhalt der Privilegien war die Freiheit vom Zunftzwang, die Zulassung einer unbeschränkten Gesellenzahl, die - zeitlich befristete - Befreiung von städtischen und staatlichen Steuern, oft auch die Überlassung von Gebäuden, Übernahme der Anlaufverluste, garantierte Abnahme der Produktion und Ausschließung von Konkurrenten, ebenfalls zeitlich befristet. Ziel dieser als „merkantilistisch“ bezeichneten staatlichen Wirtschaftsförderung war nicht die Beschaffung von Arbeitsplätzen für die unterbeschäftigten Landeskinder, denn es wurden vielfach Arbeitskräfte importiert oder arbeitskraftsparender Maschineneinsatz gefördert. Das Ziel war vielmehr, durch Einbürgerung neuer Gewerbe und Verbesserung der Qualität der einheimischen Produktion die Exporte zu steigern und die Importe zu verringern, um auf diese Weise Geld im Land zu halten bzw. ins Land zu holen.
Einer der ersten von einem einheimischen Kaufmann geführten Großbetriebe war die Wollzeugmanufaktur, die der aus einer Hersfelder Familie stammende Kaufmann Johann Konrad Sunkel 1766 in Hersfeld gründete. Der Staat gab ein 20jähriges Exklusivprivileg und die Gebäude. Sunkel, der 7 Jahre in der Zeugmanufaktur Wegely in Berlin gearbeitet hatte, produzierte mit Berliner Fachleuten und Webstühlen die sehr gefragten Berliner Stoffe. Einen hitzigen Boom erlebte die Manufaktur wie die gesamte Branche während des amerikanischen Krieges von 1776-1784. Danach ging sie stark zurück und wurde von anderen Hersfelder Tuchmachern überflügelt. 1799 übergab Sunkels Sohn die Manufaktur an Johann Georg Otto. Dieser ging 1804 in Konkurs. G.H.
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