Dokument 75/76: SIEGEL DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT, 1734 Siegel der juristischen Fakultät 1734 Ovale Siegelplatte, Messing, in Holzgriff montiert Sammlungen 5 Siegelstempel IA Nr. 60 - 61 |
SIEGEL DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT | |
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| Ovale Siegelplatte, Messing, in Holzgriff montiert, 40:36 mm, 1734. Im Siegelfeld Brustbild des Rabanus Maurus auf einer Wolke über den Buchstaben A(dolphus) A(bbas) P(rinceps) F(uldensis) und dem mit Fürstenhut gekrönten Wappen Fürstabt Adolphs. Umschrift: SIGILLUM FACULTATIS THEOLOGICAE FULD(ENSIS) MDCCXXXIV. Sammlungen 5 Siegelstempel IA Nr. 60 Lit.: Polley [wie zu Nr. 52], S. 51 Nr. 56. |
Mit dem Siegelbild des Rabanus Maurus knüpfte die Theologische Fakultät der Universität Fulda an die berühmte erste Klosterschule Fuldas an, die der Alkuin-Schüler Rabanus Maurus von 802 bis 822 als Mönch und Schulleiter und von 822 bis 842 als Abt der Benediktinerabtei zu einem europäischen Geisteszentrum entwickeln konnte. Der Glanz alter Traditionen löste aber nicht die Alltagsprobleme der Theologischen Fakultät. Seit Beginn ihres Lehrbetriebes machte sich an der Universität eine tiefgreifende Konkurrenz zwischen Jesuiten und Benediktinern bemerkbar. Die päpstlichen Privilegien von 1732 und 1735 hatten zwar eindeutig bestimmt, daß die Universität aus den philosophischen und theologischen Lehrstühlen des Jesuitengymnasiums zu entwickeln sei und das Recht der Besetzung der entsprechenden Universitätslehrstühle den Jesuiten verbleiben müsse. Dagegen standen die Interessen des Benediktinerkonvents und der Nachfolger Fürstabt Adolphs von Dalberg. Diese waren hinfort darum bemüht, dem philosophischen und theologischen Unterricht im Konvent nicht nur für ihre Ordensmitglieder, sondern für alle Studenten den vollen Universitätsrang mit Promotionsrecht zu verschaffen und dadurch das Monopol der Jesuiten zu brechen. Das führte zu einer Spaltung innerhalb der Philosophischen und Theologischen Fakultät, die sich auch unter den Studenten fortsetzte. Während die Jesuiten eher an den überkommenen Vorstellungen der katholischen Restauration des 16. und 17. Jahrhunderts, insbesondere der aristotelisch-thomistischen Scholastik festhielten, standen die Benediktinerprofessoren in Fulda - wie auch anderswo - rationalistischem und aufklärerischem Gedankengut aufgeschlossener gegenüber. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 fielen alle Lehrstühle der Philosophischen und Theologischen Fakultät an die Benediktiner. R.P.
KLEINES SIEGEL DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT | |
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| Ovale Siegelplatte, Messing, in Holzgriff montiert, 30:28 mm, 1734 Siegelfeld: wie Nr. 54b Sammlungen 5 Siegelstempel IA Nr. 61 |
Innerhalb der Medizinischen Fakultät gab es während des Bestehens der Universität Fulda von 1735 bis 1805 drei herausragende Persönlichkeiten. Johann Burkhard Schlereth (1703-1765) galt als der bedeutendste Mediziner Fuldas in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1734 wurde er Professor primarius und erster Dekan der Medizinischen Fakultät. Er hat sich um die Entdeckung und Pflege des Kurbrunnens in Bad Brückenau verdient gemacht.
Sein Sohn Franz Anton Schlereth (1735-1818) war seit 1759 Professor an der Medizinischen Fakultät, später auch fürstlicher Leibarzt wie sein Vater. Er erwarb sich Verdienste um die Pharmazie. Seinem Werk „Dispensatorium Fuldense tripartitum tam patriae usibus quam saeculi moderni genio accomodatum“ von 1787 setzte er zum Motto: „Jeder Staat hat seine eigene positive Arzneimittellehre, nämlich das zur Richtschnur der Apotheker eingeführte Dispensatorium: ein Buch, welches Ärzte, Wundärzte und Apotheker zu ihrem ersten Handbuche machen müssen, und je aufgeklärter man in der Arzneiwissenschaft ist, desto kürzer ist das Dispensatorium, und desto gewählter die Gegenstände, die es enthält.“
Über Fulda hinausreichende Ausstrahlung besaß Melchior Adam Weikard (1742-1803), von 1771 bis 1777 fürstlicher Leibarzt und Professor der Medizin an der Universität. Von 1784 bis 1789 war er Hofarzt in St. Petersburg. Im Jahre 1803 wurde Weikard zum Direktor des Medizinalkollegiums in Fulda bestellt, starb aber kurz darauf. Sein anonym erschienenes Werk „Der philosophische Arzt“ (Frankfurt 1775-1777) erregte wegen Freigeisterei und Verspottung der Schulmedizin in Fulda großen Anstoß. R.P.
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