Die Verhöre der Zeugen eines Abwurfs waren meist für die Behörden unergiebig.
Der Landrat Marburg, den 10. August 1940
des Kreises Marburg/L.
An die Geheime Staatspolizei-Staatspolizeistelle in Kassel.
Betrifft: Feindpropaganda durch Flugblattabwurf
Bezug: Verfügung vom 17.6.1940-B.II A 2241/40
Anlagen: -
Im Nachgang zu meinem heute vorgelegten Bericht teile ich mit, dass auch noch in den Gemeinden Niederwetter, Burgholz und Hatzbach Flugblätter mit der Bezeichnung "Politischer Volksdienst der Reichsleitung der NSDAP" Nr. 415 aufgefunden worden sind.
Auch in den Gemeinden sind Flugzeuge, Ballons udgl. nicht beobachtet worden.
Ferner ist im Laufe des heutigen Vormittags in Wollenberg Distrikt 66 eine große Ballonhülle mit dem beiliegenden Bündel Flugblätter "Amtliche Bekanntmachungen" Flugblatt Nr. 410 aufgefunden worden. Die Flugblätter werden anliegend überreicht.
Unterschrift
Vernehmung Schwarzenborn, den 1. Nov. 1940
der Ehefrau Anna Gombert, geb. Seibel, geb. 27.2.1913 in Reddehausen, wohnhaft in Schwarzenborn Dorfstrasse Nr. 8, gibt an:
Am Freitag, den 1.11.1940 etwa 7 1/2 Uhr hörte ich von Schöne-Aussicht her ein Motorengeräusch, welches Richtung Marburg verschwand. Dem Brummen nach war es ein feindlicher Flieger, denn das Geräusch klang heller als die deutschen Motore. Ich habe erst nichts gesagt, weil ich mich sonst wahrscheinlich bei meinen Angehörigen lächerlich gemacht hätte. Als dann der Landwirt Konrad Hebeler die Flugblätter brachte, teilte ich es meinen Leuten mit. Gesehen habe ich das Flugzeug nicht.
Die Flugblätter wurden nahe am Dorf Schwarzenborn in Richtung Schöne-Aussicht gefunden und müssen erst morgens abgeworfen sein, da sie nur betaut waren, denn in der Nacht vom 31.10 zum 1.11.40 hatte es stark geregnet.
v[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben]
Anna Gombert geb. Seibel
g[eschehen] w[ie] o[ben]
Bewend
Gend.Meister
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