Wie überall in Deutschland versuchten auch in Marburg die Arbeiter einen "Arbeiterkrankenunterstützungsverein" zu gründen. Die Behörde entsprach dem Antrag.
Selbsthilfe der Arbeiter
An die königliche Polizeidirection P. Nro 2062
zu Marburg
Gesuch der Arbeiter Marburgs
um Genehmigung beifolgenden
Statutenentwurfs
behufs Bildung eines Vereins
zur Unterstützung erkrankter Arbeiter
In Erwägung, daß der Mensch krank werden kann, haben sich verschiedenen Arbeiter koalirt zur Gründung eines Arbeiterkrankenunterstützungsvereins, beifolgenden Statutenentwurf angefertigt und unterbreiten selbigen der königlichen Polizeidirection zur Durchsicht und Genehmigung. Mit der Bitte um Sanktionirung der Statutvorlage
Marburg, 4. Juli 1872 | zeichnet respectvoll das Comité I.A. F. H. Barst in Arbeit bei C. Baum, Schreiner |
[Der Spielwarenfabrikant Adolph Weber wird gebeten, Stellung zu dem Arbeiterkrankenunterstützungsverein in seiner Firma zu nehmen; er antwortet am 21. Juni 1873:]
Sr. Wohlgeboren Marburg 21. Juni 1873Herrn Polizeicommissar Wohlrabe hier
Auf Ihre gefl. Anfrage beehre ich mich zu erwidern, daß
ad 1. Zahl der Mitglieder der Krankenkasse meiner Fabrik jetzt 36 Mann
ad 2. Bestand des Kapitals = nur noch Geschenk von mir
bei der Stiftung angelegt bei der städt. Sparkasse 50,-
NB Zur Deckung eines kleinen Defizits soll demnächst
eine kleine Erhöhung des Beitrags stattfinden.
ad 3. Aenderung der Statuten sind unverändert geblieben
ad 4. Unfallversicherung etc. Eine solche bin ich bis jetzt
nicht eingegangen, glücklicherweise hat nie irgend ein Unfall in meiner Fabrik statt-
gefunden - auch nicht bei Bauten.
Die Verhältnisse wie vorstehend detaillirt vorliegen.
Hochachtungsvoll
Adolph Weber
(StAM Best. 180 LA. Marburg Nr. 36. Acten Revolutionäre Umtriebe, Volksversammlungen, öffentliche Aufzüge sowie das Vereinswesen betreffend. Vom Januar 1865 an (II. 1865-77))
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