Unter den zahlreichen Aufständen gegen die französische Herrschaft ist der Aufstandsversuch des Obersten v. Dörnberg am 23. April 1809 wohl der spektakulärste. Der Treffpunkt der Eingeweihten ist das Damenstift Wallenstein in Homberg, in dem drei Adelige, unter ihnen Marianne vom Stein, die Schwester des Freiherrn vom Stein, das Unternehmen tatkräftig unterstützen. Andere adelige Damen, besonders Karoline von Baumbach, die die Fahne der Aufständischen gestickt hat, sind Mitwisserinnen. Dörnberg gelingt nach der gescheiterten Revolte die Flucht. Die Damen werden verhaftet, in Mainz festgesetzt, Marianne vom Stein in Paris inhaftiert, das Stift wird aufgelöst.
Signalement (Steckbrief) für den Führer des Aufstands v. Dörnberg:
Beschreibung des bei den Jägern der Garde des Königes von Westphalen gestandenen Obristen, Herrn von Dörnberg.
Ohngefähr 40 Jahre alt, 5 Schuhe 8 Zoll groß, mager und ziemlich gut gebaut, schwarze, ein wenig grau gewordene Haare und Augenbrauen, kahlen Kopfes, schwarzer Augen, großer langer Nase, mittelmäßigen Mundes, der, wenn er spricht, groß ist und sich ein wenig auf die linke Seite zieht, braune Gesichtsfarbe, länglich runden und ein wenig mageren Angesichts, leutseligen Benehmens und eines angenehmen Blickes. Er trägt gewöhnlich eine schwarze perruque à la Titus, spricht gut Französisch und stammelt ein wenig in der Aussprache. - Bei seiner Entweichung trug er eine Uniform der Jäger der Garde, ein grünes Kleid mit gelbem Kragen und Aufschlägen mit silbernen Schleifen besetzt.
Aus dem Bericht des Maires Rodemann in Homberg über den Verlauf des Dörnbergschen Aufstandes in Homberg.
Den 24ten war ich mit Besetzung der Wachen [...], invigiliren auf die Urheber des Aufstandes, [...] beschäftigt. Am Abend erfuhr ich, die Damens im Stift packten und machten sich zur Abreise parat. Ich schrieb an die Frau Abtissin und verbat mir die Abreise, lies auch zwey Mann Bürgerwehr ins Haus stellen, die Schlüssel zur Chaisenremise abliefern und um 8 Uhr alle Thore schließen. - Ihre Hochwürden Gnden. [die Äbtissin] nahm mir diese Maasregeln sehr übel auf. [...] In der folgenden Nacht wurde Dame Stein abgeholt. [...] In der Nacht vom 27. zum 28. um 1/2 3 Uhr kan der Commissäre Kautz mit 6 Mann französischer Infanterie und einem Gensd'arme. Er begab sich auf der Stelle mit mir zu [...] dem von Baumbach, [...] Stift Wallenstein und [...] kündigte allenthalben ihre Abreise nach Cassel an, obsignirte die nöthigen Zimmer und nahm ein Protocoll auf. [...] Nach geschlossenem Protokoll und Abreise der Arrestanten begab ich mich mit einem Theil des Municipalraths auf das Rathhauß und regulirte die Einquartierung. [...] Solange nicht eine Versetzung aller Staatsdiener [...], solange die Gesinnung der Stiftsdamen den Parometer der öffentlichen Meinung abgeben [...], wird die Stimmung noch lange verschroben bleiben und sich den künftigen Generationen mitteilen.
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