Friedrich-Ebert-Straße
von Christina Volke
Die Friedrich-Ebert-Straße liegt am Richtsberg und verbindet die Cappeler Straße mit der Sonnenblickallee. Nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wurde der Richtsberg ab 1963 bebaut. Die Bebauung begann mit der Friedrich-Ebert-Straße und dem Damaschkeweg am unteren Richtsberg. Benannt wurde die Friedrich-Ebert-Straße nach einem der wichtigsten Politiker der Weimarer Republik - Friedrich Ebert (1871-1925).
Leben
Friedrich Ebert wurde als Sohn eines Schneiders am 04.02.1871 in Heidelberg geboren. Nach seinem Abschluss der Volksschule 1885 erlernte er das Sattler-Handwerk.
In dieser Zeit engagierte er sich politisch: Auf der Walz (die im Handwerk üblichen Wanderjahre nach der Lehrzeit) setzte er sich für den Zusammenschluss von Handwerkern ein, also für Handwerks-Gewerkschaften. Außerdem schloss er sich 1889 dem Sattlerverband sowie der SAP (Sozialistische Arbeiter Partei) an. Ausschlaggebend dafür war eine Reise nach Mannheim. Dort lernte er gewerkschaftliche und sozialistische Arbeit näher kennen.
Sein Engagement und seine politischen Ansichten wurden im deutschen Kaiserreich nicht gerne gesehen, so fand man seinen Namen auf der „schwarzen Liste“, vgl. Sozialistengesetz (1)
Später (1891) zog er nach Bremen, Ebert bestritt seinen Lebensunterhalt als Sattler und lernte seine Frau Luise Rupp kennen, mit der er drei Söhne hatte, zwei von diesen fielen im Ersten Weltkrieg.
In Bremen erhielt er schließlich auch eine Festanstellung als Redakteur des örtlichen SPD-Blattes „Bremer Bürger-Zeitung“. So begann seine politische Laufbahn im Jahr 1893 erst so richtig. Bereits 1894 beendete er allerdings die Arbeit bei der Zeitung.
Er eröffnete eine Gastwirtschaft, schuf so einen Treffpunkt für Gewerkschafter und Sozialdemokraten und war ansonsten auch ehrenamtlich und politisch sehr aktiv.
Schnell gelang ihm der Aufstieg in den Rängen der SPD: Parteivorstand in Bremen , dann folgte 1905 das Amt des Parteisekretärs im Vorstand in Berlin. 1912 wurde er bei den Reichstagswahlen zum Abgeordneten von Elberfeld-Barmen (NRW) gewählt. Ein Jahr später wurde er - gemeinsam mit seinem Parteikollegen Hugo Haase - Parteivorsitzender.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrauch, sorgte das für eine innerparteiliche Krise bei den Sozialdemokraten. Grund hierfür: Die umstrittenen Kriegskredite. In diesem Zuge folgte eine Spaltung der SPD. Ebert, welcher auch der Bewilligung der Kriegskredite zustimmte, setzte sich für den Zusammenhalt der Partei ein, jedoch ohne Erfolg. 1917 gründete sich daher die USPD, die eine linke Abspaltung der SPD war und die Zustimmung zu den Kriegskredite scharf verurteilte.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs folgte nun ein großer Umbruch, es folgte die Novemberrevolution 1918 (3) und das Ende des Kaiserreichs. Der Umbruch war eingeleitet! Es entstand eine demokratische Regierung. Nun stellte sich allerdings die Frage, über das neue Regierungssystem Deutschlands: Parlamentarische Republik (4) oder sozialistische Räterepublik (5). Der Rat der Volksbeauftragten (Übergangsregierung) sprach sich für eine parlamentarische Republik aus. Friedrich Ebert wurde im Januar 1919 zum Reichspräsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod am 28.02.1925 in Berlin inne.
Eberts Anfänge im Amt waren allerdings nicht die leichtesten. Gleichzeitig zu seiner Amtseinführung ereignete sich, der von einer linken Arbeiterbewegung inszenierte, Spartakusaufstand in Berlin. Ebert befahl, diese Demonstration (unter Gewalteinsatz) niederzuschlagen.
Die junge Republik wurde aber auch weiterhin von Krisen erschüttert, welche die Regierungszeit Friedrich Eberts stark prägten. Der Versailler Vertrag sorgte für Unmut in der Bevölkerung, der Kapp-Putsch (6), Hitlerputsch (7), die Hyperinflation und allgemein die Krisenjahre 1919-1923 stellten die Republik und ihren Reichspräsidenten unter eine große Probe.
Noch während seiner Amtszeit verstarb Ebert 1925 an einer Blinddarmentzündung in Berlin.
Ein kritischer Blick
Auch wenn Friedrich Ebert von vielen als Retter einer gefährdeten Republik geadelt und etwa bei uns in Marburg mit der Benennung von Straßen, Plätzen und Schulen nach ihm geehrt wird, so kann man ihm doch keine rein weiße Weste zusprechen.
Bestes Beispiel dürfte hierfür der Ebert-Groener-Pakt sein. Bei diesem Pakt schlossen sich Friedrich Ebert und der General Wilhelm Groener - seinerseits Repräsentant der Obersten Heeresleitung (8) - zusammen, um so gegen linksradikale Gruppierung vorzugehen. Dies führte nicht selten zu blutigen Niederschlagungen von Aufständen bzw. Demonstrationen. Ziel des Ganzen war, einen sicheren Übergang zur Demokratie zu schaffen, und stärkte anfänglich auch die Weimarer Republik, dennoch nahm die Gewalttätigkeit enorm zu, dies von rechtsgerichteten Truppen. Durch diesen Pakt verlor die SPD auch viele Anhänger im Zuge Groeners Aussage im Prozess gegen Friedrich Ebert 1925.
Im Jahr 1918 kam es zudem zum Januarstreik, ein linksgerichteter Streik gegen den Ersten Weltkrieg und schlechte Lebensmittelversorgung. Ebert versuchte gemeinsam mit seinen Anhängern den Streik abzuschwächen und wurde dadurch wegen Landesverrat angeklagt.
Immer wieder wird der Reichspräsident auch in den eigenen Reihen kritisiert: So hatten sich die Länder Sachsen und Bayern beispielsweise stark von der Verfassung entfernt. Sein Umgang mit dem Verhalten der Länder wurde scharf verurteilt.
Magdeburger Prozess / Tod
Ein Redakteur der Mitteldeutschen Presse warf Friedrich Ebert vor, er habe Mitschuld an der Kriegsniederlage. Daraufhin klagte der Reichspräsident den Journalisten an. Währenddessen wurde auch der zunächst geheime Ebert-Groener-Pakt publik. Im Dezember 1924 verurteilte das Gericht den Journalisten wegen Beleidigung des Staatsoberhaupts, gleichzeitig aber auch Friedrich Ebert wegen Landesverrats. Durch diesen Prozess nahm Ebert eine chirurgische Behandlung nicht wahr, infolgedessen verstarb er am 25.02.1925. Beigesetzt wurde er in Heidelberg.
Zitate
„Ich will und werde als der Beauftragte des ganzen deutschen Volkes handeln, nicht als Vormann einer einzigen Partei. Ich bekenne aber auch, dass ich ein Sohn des Arbeiterstandes bin, aufgewachsen in der Gedankenwelt des Sozialismus, und dass ich weder meinen Ursprung noch meine Überzeugung jemals zu verleugnen gesonnen bin.“
- Friedrich Ebert
„Das deutsche Volk ist frei, bleibt frei und regiert in aller Zukunft sich selbst. Das ist der einzige Trost, der dem deutschen Volke geblieben ist, der einzige Halt, an dem es aus dem Blutsumpf des Krieges und der Niederlage sich wieder herausarbeiten kann.“
- Friedrich Ebert, Eröffnung Nationalversammlung 1919
Zusammenfassung
Friedrich Ebert stammte aus einfachen Verhältnissen, es gelang ihm ein schneller Aufstieg in der SPD. Er wurde erster Reichspräsident der Weimarer Republik. Friedrich Ebert gilt einerseits als „Retter einer gefährdeten Republik“, andererseits prägten seine Amtszeit auch viele Krisen und nicht nur im Volk, sondern auch in den eigenen Reihen wurde er immer wieder kritisiert.
Trotzdem zeichnete ihn ein großes Demokratiestreben aus.
Friedrich Ebert heute
Die Friedrich-Ebert-Stiftung existiert seit 1925 und gilt als politisches Vermächtnis Eberts. Die durch die SPD ins Leben gerufene Stiftung gilt der gesellschaftlichen und politischen Erziehung aller Schichten im Sinne des demokratischen Geistes und der internationalen Verständigung.
In Marburg gab es eine Friedrich-Ebert-Schule, welche dann mit der Theodor-Heuss-Schule zur Sophie-von-Brabant-Schule fusionierte.
Fußnoten
(1) Sozialistengesetz - Sozialistische Parteien und Organisationen wurden verboten. Es gab im Zuge Verhaftungen und Auswanderungen
(2) Kriegskredite - Zum Zweck der Finanzierung eines Kriegs vom Staat gestellte Kredite
(3) Novemberrevolution 1918: nach dem Waffenstillstand vom 11.11.1918 wurden die Monarchen des Deutschen Reiches zur Abdankung gezwungen. Es folgte die Umwandlung in eine parlamentarische Republik.
(4) Parlamentarische Republik - Das Volk wählt ein Parlament, dieses bestimmt und kontrolliert die Regierung. Das Parlament wählt den Regierungschef
(5) Sozialistische Räterepublik - Herrschaft wird vom Volk über direkt gewählte Räte ausgeübt. Wähler werden in Basiseinheiten organisiert ( Bewohner eines Bezirks/ Arbeiter eines Unternehmens/ …)
(6) Kapp-Putsch 1920 - Konterrevolution gegen die Weimarer Republik
(7) Hitlerputsch 1923 - Putschversuch der NSDAP
(8) Oberste Heeresleitung (OHL) - Leitung über aktive Truppen während der Zeit um den 1. Weltkrieg
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ebert
https://www.fes.de
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/friedrich-ebert-der-erste-reichspraesident
https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/2021-02-04_150-geburtstag-friedrich-ebert.html
https://www.geschichte-abitur.de/biographien/friedrich-ebert-2
Bildquellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ebert#/media/Datei:Bundesarchiv_Bild_102-00015,_Friedrich_Ebert.jpg (Bundesarchiv, Bild 102-00015 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0).
alle Links: Stand 07. Juli 2022
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