[Transskription]
Reims, den 16ten September 1870
Liebe Eltern und Frau!
Euren Brief vom 28. August habe ich erhalten, worin Ihr mir geschrieben habt, daß Ihr so lange keinen Brief erhalten habt, und Euch nicht trösten könnt, und es hat mir grade so gegangen, denn es ist jetzt schon der 9te Brief, den ich schreibe, und habe erst 3 erhalten, und die andern Niederkleer haben schon alle mehr erhalten, weßhalb ich gar nicht wußte, was vorgefallen war.
Wier liegen jetzt in der berühmten Stadt ‚Reims, der größten Stadt nach Paris, und haben nur noch 40 Stunden nach Paris, und die ersten Truppen sind bald da, aber ob wir hinkommen glaube ich schwerlich, und das wäre recht gut, es wird wahrscheinlich wieder so gehen wie 66 [Anm. d. Heraus. 1866] wenn sie davor kommen, dann wird’s fertig werden, aber wier werden doch umher geführt, und das marschieren wird mir furchtbar sauer.
Doch der liebe Gott, der mich bisher erhalten hat, der wird es auch ferner thun, und mich wieder gesund und munter in Eure Arme führen, dem wollen wier vertrauen.
Wier Niederkleer sind noch alle gesund, auch der Michel und der Vogt sind schon oft bei uns gewesen, und der Vogt läßt Euch grüßen.
Wenn Ihr wieder schreibt, so schreibt Ihr blos Gefreiter Ludwig und nicht Gefreiter Jäger Ludwig, und schreibt etwas mehr.
Hoffe auf baldige Antwort. Euer Fritz
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