Bereits Ende 1885 hatte Otto Böckel eine Rede in einer Versammlung des Deutschen Antisemiten-Bunds in Berlin gehalten und damit Beziehungen zu der Bewegung in der Reichshauptstadt geknüpft.
Der Antisemiten-Bund war 1884 gegründet worden und blieb weitgehend auf Berlin begrenzt. Da dieser ebenfalls radikale, anti-konservative Positionen vertrat, stand Böckel ihm nahe. Im Herbst 1886 hielt er erneut eine Rede, die er in seinem Verlag Reichs-Herold druckte. Hier beschreibt er in dramatischen Worten die Situation der Bauern in Hessen und die Initialzündung für seine Entscheidung, politisch aktiv zu werden. Sie soll von einem Mord an einem Juden, dessen ein bei diesem verschuldeter Bauer angeklagt war, ausgegangen sein. Der Prozess endete mit einem Freispruch. Böckel stattet sich als Kulminationspunkt seiner Ausführungen mit einem Sendungsbewusstsein aus: „Von dieser Stunde an bin ich antisemitischer Agitator, das Bild des armen, vom Juden ausgeraubten Bauern treibt mich vorwärts“. Dabei stilisiert er sich selbst als „Befreier“ des Volkes. Erstmals thematisiert Böckel hier die „Judenfrage“ auch als „Rassenfrage“ und leitet daraus die Forderung nach einer Aufhebung der Emanzipation ab.
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