[Transskription]
Arzheim, den 26. Julie 1870
Liebe Eltern und Frau!
Mit vieler Noth hab ich mit soviel Zeit können nehmen, Euch, meine Lieben in der Heimat, zu schreiben. Wir sind nämlich den Sonntag von Marburg den Abend um 9 Uhr in die Bahn gestiegen und gefahren bis den andern Morgen nach Germersheim in Baiern, und Ihr könnt Euch denken wie mir’s war, als ich in die Bahn stieg und manche Thräne zerdrückt habe im Auge, auch habe ich immer ausgeschaut, ob vielleicht jemand von Euch käm, aber ich konnte niemand sehen. Dem Hörnsheimer Lang seine Frau und Schwiegervater waren da.
Den 26ten Juli sind wier von Germersheim ausgerückt des morgens um 7 Uhr und marschiert nach Arzheim, wo wier des Nachmittags um 7 Uhr ankamen.
Wir liegen jetzt nur noch 8 Stunden von der Französichen Grenze, und es wird wahrscheinlich inden nächsten Tagen los gehen.
Wie ich gehört habe, sollt Ihr bis Mittwoch einen Bettag haben, und Ihr werdet wohl das Eurige für mich thun, da ich nicht dazu kommen kann. Übrigens habe ich meine Seele schon Gott befohlen, und mein Morgen Gebet ist: „Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöset, Herr du getreuer Gott.“
Auch an Euch denke ich immerwährend und befehle Euch dem Schutz Gottes wie mich selbst.
Ich und der Lang und der Jakobi von Dornholzhausen, und der Schmit von Großrechtenbach sind zusammen. Die ander Niederkleener sind bei der 3ten Companie.
Grüßt mir alle Freunde und Verwandte und behaltet im Andenken
Euren Fritz. Grüßt alle Niederkleer
Die Adresse ist: an den Gefreiten Ludwig bei der 4ten Companie Hessisches Jäger=Battalion No. 11 der 22ten Division zugeteilt.
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