Am 3. Juli 1866 fand bei Königgrätz in Böhmen die Entscheidungsschlacht in dem Krieg zwischen Preußen und Österreich statt. Die getrennt heran geführten drei preußischen Armeen siegten gemeinsam über Österreich und über die mit ihm verbundenen Mittelstaaten wie Sachsen, Hessen- Darmstadt und Nassau.
Fritz Ludwig überlebte diese Schlacht und schrieb schon 2 Tage später seinen Eltern zur Beruhigung, daß er am Leben sei. Dieser Brief kam bei den Eltern aber nie an.
Obwohl Preußen schon gesiegt hat, wird weiter gekämpft.
[Transskription]
Deutschbrod, den 9ten Juli 1866
Liebe Eltern!
Euren Brief vom 27ten Juni habe ich erhalten, worin Ihr mir kund that, daß Ihr meinen Brief vom 5ten Juli noch nicht erhalten habt, worin ich geschrieben habe, daß ich die Geldbriefe erhalten habe, einen mit 10 Kreuzer und einen mit 3 Kreuzer und ich denke, wenn dieser Brief ankommt, so werdet Ihr aus allen Zweifel und Kummer erlöset sein. Ihr habt mir geschrieben, daß Ihr Euch soviel Kummer und Sorgen macht, und daß Ihr die Allerärmsten wärd, worin Ihr Euch sehr täuscht, denn Ihr seid noch lange nicht die Allerärmsten. Denkt Euch einmal den Scheuno, dessen 3 Brüder noch fort sind, und seine Mutter arm und Witwe ist, und den Lino Braun von Großrechtenbach, welcher auch keine Kinder mehr hat, dessen Sohn eine Kugel durch den Mund hat, und wie ich gehört habe, schon tot sein soll, und so gibt es noch viele Beispiele und Beweise genug jetzt in der Zeit. Deshalb bitte ich Euch, daß Ihr Euch nicht soviel Gedanken und Sorgen macht, und Euer Leben noch mehr vereitelt. Ihr werdet jetzt doch wahrscheinlich im Heumachen sein und viele Arbeit haben, darum bitte ich Euch, daß Ihr Euch Arbeiter genug nehmt und Euch nicht so sehr abschafert. Ich hatte nämlich um ein Hemd geschrieben, und ich mache Euch kund, daß ich soeben ein Hemd gekauft habe, und daß die Leut‘ mit aller Gewalt nichts haben wollten und ich Ihnen 10 Groschen aufgedrungen habe, Ihr braucht mir also jetzt keins zu schicken.
Sonst weiß ich nichts zu schreiben, als daß wir jetzt schon 4 mal im Feuer waren, aber das letzte Mal war doch das schrecklichste, denn da sind die Granaten vor uns und hinter uns geplatzt. Doch der liebe Gott hat mich erhalten, und ich hoffe, er wird mich auch noch fernerhin erhalten. Weiter weiß ich nichts zu schreiben, doch muß ich bemerken, daß ich bald meinen Geburtstag habe und das 19te Lebensjahr erreiche und ich denke, der Gott, der mich soviel Jahre erleben lassen, der wird mir auch noch das 30te Jahr und noch mehrere erleben lassen.
Grüßt mir alle Verwandten und Freunde zu Niederkleen.
In der Hoffnung, meine Bitte erfüllt zu sehen, verbleibe ich Euer treuer Sohn Fritz.
Adresse ist: An den Jäger Ludwig bei der 4ten Companie Rheinisches Jägerbatallion Nr. 8 in der Avangarde des 8ten Armeecorps 16. Division.
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