Die Kompanien der preußischen Armee, die aus Wetzlar Mitte Mai 1866 ausgerückt und nach Köln gebracht worden sind, werden an der sächsische Grenze stationiert. Auch der Soldat Friedrich Ludwig aus Niederkleen gehört dazu. Er beschreibt in den Briefen an seine Eltern sein Leben bei der preußischen Armee.
[Transskription]
Burack, den 11. Juni 1866
Liebe Eltern!
Ich habe noch keine Antwort auf meinen zweiten Brief, den ich Euch geschrieben habe, erhalten, und doch dringt es mich, Euch wieder zu schreiben, weil vielleicht mein letzter Brief gar nicht angekommen ist und Ihr in Schmerzen auf Nachricht von mir wartet. Es war nämlich in Zöchen, wo ich meinen letzten Brief an Euch geschrieben habe, und den jetzigen habe ich in Burack geschrieben.
Von Zöchen sind wir des Mittwochs Morgen ausgerückt und 8 Stunden marschiert bis nach Mehlen, den andern Morgen wieder 7 Stunden bis nach Staupitz, von da wieder weiter nach Lockwitz, wo wir Ruhrtag hatten, den andern Morgen sind wir bei Mühlberg über die Elbe gegangen, und von da nach Burack ins Standquartier marschiert.
Ihr werdet Euch wohl längst denken können, daß mancher bei der Hitze umgefallen ist. Ich habe mir noch keine Blase in die Füße gegangen und habe noch alles mitgemacht. Wir sind jetzt nur noch eine Viertel Stunde von der sächsischen Grenze entfernt, und wir müssen alle Tag darauf gefaßt sein, über die Grenze zu marschieren.
An ein gutes Quartier ist nicht mehr zu denken, denn es kommen jetzt immer eine Menge Soldaten in ein Quartier, weil alles voll ist von Husaren-Infanterie-Pionieren und Artillerie. Es ist immer noch kein Krieg erklärt, und es sind immer noch Friedensaussichten da, in den nächsten Tagen wird sich’s entscheiden, und wir wollen hoffen, daß es zum letzteren ausfällt.
Ich habe in meinem letzten Briefe um etwas Geld geschrieben, und wenn er nicht angekommen sein sollte, so könnt Ihr mir’s nächstens schicken. Es sind schon 5 Wochen, daß wir mobil sind, und wie weit sind wir jetzt schon von der lieben Heimat entfernt, die wir hoffentlich bald wiedersehen werden.
Grüßet mir alle Verwandte und Freunde und namentlich die zu Dornholzhausen, denn es sind noch immer die besten Freunde von Euch gewesen.
In der Hoffnung, daß dieser Brief Euch bei guter Gesundheit und guten Mutes antreffen wird, verbleibe ich, Euer Sohn Fritz
Adresse ist: An den Jäger Ludwig bei der 4ten Companie Rheinisches Jägerbatallion Nr. 8 in der Avangarde des 8ten Armeecorps 16. Division.
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