10. c.) Vorbereitrung des Aufruhrs in Frankfurt a/m . (§ 10)
§. 10.
Inzwichen war von den Frankfurter Revolutionären in der Wohnung des Dr. Gustav Bunsen daselbst ein bedeutender Waffen – und Munitionsvorrath gesam[m]elt worden. Der Schwerdtfeger Glauth von da lieferte hinzu 120 Gewehre mit Bajonetten, welche ihm, das Stück zu 7. fr baar bezahlt wurden. Außerdem wurden ungefähr drei Centner Pulver und ein Centner Bley angeschafft und zu scharfen Patronen verarbeitet, und selbst Kononen Patronen verfertigt. Auch eine Menge dreifarbiger Schärpen und Binden /: schwarz, rot, gold :/ als Erkennungszeichen, Raketen zum Signalgeben, Säbel, Pistolen, Dolche und Beile wurden in Bereitschaft gehalten. Nachdem die Hauptverschworenen die Zeit des Ausbruchs, auf den 3“ April 1833. Abends ½ 10 Uhr festgesetzt hatten, wurde solches den zur Theilnahme berufenen Studenten, mit Ausnahme der Gießenr, am Nachmittage des 2dn= April in einer Zusam[m]enkunft zu Backenheim, einem ganz nahe bei Frankfurt liegenden kurhessischen Städchen, - von dem Dr. Bunsen eröffnet, welcher ihnen zugleich erklärte, daß sie bestim[m]t seien, die Hauptwache zu stürmen, für alles Uebrige sei gesorgt. Von dem glücklichen Ausgange des ersten Schlages hänge die Theilnahme vieler Anderer ab. Die Burschenschaft und das Militär in Frankfurt seien für eine Revolution; 2000 Handwerksburschen seien bereit, an dem Aufruhre Theil zu nehmen, und auf das Sturmläuten würden auch die Sachsenhäuser und die Bauern in die Stadt kommen. Bunsen erwähnte hinbei auch eine am Abend des 2“ Aprils stattfindenden Zusammenkunft und Beratschlagung der Frankfurter Revolutionäre, und scheint hiermit zunächst eine, insgeheim die Fortsetzung des längst verbotenen Preß- und Vaterlands- Vereins bildene Gesellschaft von Frankfurter Bürgern gemeint zu haben, an deren Spitze die Advokaten Dr. Gärth, Dr. Körner und Dr. Neuhof, die Brüder Gustav und Karl Bunsen, der Schwertfeger und Artillerie - Oberlieutenant Glauth, der Litteratus Sauerwein, der Buchhändler Gustav Oehler und andere Revolutionäre befanden. Als aber einige Studenten aus Mistrauen den Wunsch äußerten, jener Versammlung anzuwohnen, und über die Mittel und Plane der Verschworenen nähere Auskunft zu erhalten, wurde solches unter nichtigen Vorwänden abgelegt und und von den jungen Theilnehmern am Complott wiederholt Blindes Vertrauen auf ihre Führer Verlangt. Auch in dem Laufe des folgenden Tages / 3“ April 1833/ waren die Studenten in ihrem Bestreben, die gewünschte Aufklärung zu erhalten, nicht glücklicher und es würden deshalb mehrere zurückgetreten sein, wenn sie nicht durch die Furcht, dass ihnen solches als Feigheit ausgelegt worden möchte, abgehalten worden wären. Uebrigens drohte an diesem Tege das ganze Unternehmen durch Entdeckung vereitelt zu werden. Ein damals in Geschäften zu Frankfurt anwesender Privat – Beamter aus Würzburg *.), - erhielt nämlich an dem Morgen jenes Tages ein anonymes Schreiben, in welchem hm eröffnet wurde: „Vaterlands- Freunde aus verschiedenen Gegenden Deutschlands seyen hier vereint. Anbenbs um ½ 10 Uhr werde die Sturmglocke angezogen werden. Man werde die Hauptund die Constabler – Wache stürmen, die Gefangenen befreien, sich der Persone
*.) Der Consulent Andreas Quante von Würzburg. Einer der Redner des Volksfestes in Gaibach /= §. 4=/
des Bundestags – Gesandten versichere und eine provisorische Regierung für Deutschland errichten. Unterstützung erwarte man aus der Umgegend, namentlich von Hanau und Backenheim, und rechne sicher auf die seine.“ – Von dem Inhalte dieses Schreibens setzte der Advokat, auf anrathen eines Bekannten, den damaligen ersten Bürgermeister von Frankfurt in Kenntniß. Es hatte jedoch solches keine weiteren Folgen, als das Linien – Militär in der Kaserne konfignirt, die aus 41 Man[n] bestehende Wachmannschaft der Hauptwache um zehn Mann verstärkt und der diese Wache kom[m]andierende Lieutenant im Allgemeinen benachrichtigt wurde, daß an jenem Abend unruhige Auftritte zu besorgen seien und er deshalb auf seiner Hut sein solle. Die von fünfzehn Soldaten besetzte Constablerwache (: Polizei – und Zeughauswache:) erhielten keine Vertsärkung. Abends zwischen 8 und 9 Uhr versammelten sich diejenigen, welche die Hauptwache zu stürmen bestim[m]t waren, in der Wohnung des Dr. Gustav Bunsen in dem Münzhofe, diejenigen aber, welche die Constabler-Wache angreifen sollten, in dem hinzu gemietheten Saale des Wirthshauses hinter der Rose. Der erstere, 33 Mann starke Haufen bestand aus den oben genannten Burschenschafts – Mitgliedern aus Heidelberg, Würzburg, Erlangen und Göttingen, ferner aus denjenigen, die aus Straßburg gekommen waren, nebst dem Kellner Theodor Obermüller, dem Ludwig Silberrad und Theodor Engelmann, aus drei Lehrern an dem Erziehungsinstitute des Georg Bunsens, Namens Eduard Kollhof aus aus Friedland, Georg Nahrn aus Kriegsfeld und Wolph Berchelmann aus Frankfurt, endlich aus dem Dr. Gustav Bunsen und Dr. Gustav Körner von da. Die drey letzteren versahen die Rolle von Unteranführern des in drey Rotten getheilten Haufens, während von Rauschenblatt den Oberbefehl hatte. In dem Wirthshause hinter der Rose Versam[m]elten sich die Advokaten Dr. Gärth und Dr. Neuhof, die drey Giessener, Schüler, Scriba und Lubansky, mehrere vormalige polnische Offiziere, von welchen einer Michalowsky hieß, und ein anderer, - wahrscheinlich der oben / §. 8. / erwähnte Major Meisner, bei dem nachherigen Angriff kommandierte, der vormalige Sergant Zwick aus Frankfurt und mehrere Handwerker. Unter letzteren befand sich höchst wahrscheinlich der Schumachermeister Friedel und der Tapeziergeselle Humbert aus Frankfurt , so wie zwei Zöglinge des Rektors Wiedig von Butzbach, die ganze Rotte bestand aus zwanzig Mann, und wurder später noch durch zwey oder drey Gesellen des Schwerdtfegers Glauth Verstärkt. Säm[m]tliche Meuterer bewaffeten sich mit den vor vorräthigen, geladenen Gewehren mit Bajonetten, Pistolen, Säbeln und Dolchen, und versahen sich mit Patronen, Schärpen und Binden, Beilen und Raketen, wonneben auch einige sich mittelst falscher Bärte und schwärzen des Gesichts unkenntlich machten. Kurz vor dem Aufruhre forderte Von Rauschenblatt Freiwillige auf, um den Stadt – Commandanten von Frankfurt zugleich Chef der LinienTruppen in seiner Wohnung zu überfallen und zu ermorden, wozu sich die Studenten Alban und Crämer erboten, ohne daß es jedoch zur Ausführung gekommen wäre.
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