8. Das Attentat und der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944: Das Attentat
Der gescheiterte Vormarsch der deutschen Truppen auf Moskau im Dezember 1941, vor allem aber die Niederlage von Stalingrad Ende 1942/Anfang 1943 hatten den Nimbus Hitlers als Feldherr schwer erschüttert; der Krieg galt als verloren. Je deutlicher sich nun die militärische Niederlage Deutschlands abzeichnete, desto günstiger wurden die Voraussetzungen für einen Umsturz.
Seit 1941 schlossen sich vornehmlich jüngere Offiziere dem militärischen Widerstand an. Diese „Jungen“ zeigten die für einen Umsturz notwendige Entschlossenheit, die die eher zögerlichen „Alten“ um Ludwig Beck Ende der 1930er Jahre noch vermissen ließen. Die treibende Kraft war zunächst der Generalstabsoffizier Henning von Tresckow. Mit anderen oppositionellen Offizieren seines Stabes bei der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront versuchte Tresckow seit Mitte 1942 wiederholt, Attentate auf Hitler zu organisieren, die allerdings immer wieder fehlschlugen. Da ihm im November 1943 ein Regimentskommando an der Ostfront übertragen wurde, musste Tresckow aus dem Zentrum der Verschwörung heraustreten.
An dessen zentrale Stelle in der militärischen Konspiration rückte Claus Graf Schenk von Stauffenberg; er wurde nun zum Motor des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944. Wie Tresckow und andere führende Köpfe des militärischen Widerstands, wollte Stauffenberg mit dem Staatsstreich zuvorderst die vernichtende militärische Niederlage abwenden und die Wehrmacht erhalten. Auch er empörte sich über den Vernichtungs- und Ausrottungskrieg gegen die russische Bevölkerung nicht allein aus moralischen, sondern auch aus politischen Erwägungen. Abgesehen von den negativen Auswirkungen der Gräueltaten auf die Moral der Truppe, war sich Stauffenberg aus einer für den militärischen Widerstand durchaus typischen antibolschewistischen Grundhaltung heraus bewusst, dass der Kampf gegen den Bolschewismus nur gemeinsam mit dem russischen Volk gewonnen werden könne. Der hinter den Fronten geführte Rassenvernichtungskrieg war daher nach Stauffenbergs Auffassung ein wesentlicher Faktor für den militärischen Niedergang an der Ostfront.
Noch gemeinsam mit Tresckow entwickelte Stauffenberg in Berlin im Herbst 1943 Planungen für einen Staatsstreich. Der Umsturz sollte mit einem tödlichen Attentat auf Hitler eingeleitet werden, die Durchführung erwies sich jedoch als schwierig. Auswärtige Termine Hitlers wurden aus Sicherheitsgründen häufig kurzfristig verschoben oder abgesagt. In seinen Hauptquartieren war der Diktator zwar gut abgeschirmt, doch schien die tägliche Lagebesprechung mit Hitler noch eine der besten Gelegenheiten für dessen Liquidierung zu sein. Allerdings hatte zunächst niemand aus der kleinen konspirativen Verschwörergruppe unmittelbaren Zugang zum „Führer“.
Im Sommer 1944 hatte Stauffenberg in seiner Dienststellung als Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres gelegentlich vor Hitler zu referieren. Nun bot sich endlich die ersehnte Gelegenheit zum Attentat. Die militärische Lage war mittlerweile verzweifelt und die Alliierten beharrten auch im Fall eines Umsturzes des NS-Regimes auf der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Angesichts dieser Situation erachtete Stauffenberg den praktischen politischen Nutzen eines Staatsstreichs zwar als gering, entschloss sich aber dennoch, das Attentat nun selbst durchzuführen.
Gemeinsam mit seinem Adjutanten Werner von Haeften nutzte Stauffenberg am 20. Juli 1944 die Lagebesprechung im Hauptquartier Hitlers, der „Wolfschanze“ in Ostpreußen, für ein Sprengstoffattentat. Doch da nur die Hälfte der vorgesehenen Sprengstoffmenge zur Zündung kam und die Wucht der Explosion durch einen direkt vor Hitler stehenden massiven Tischsockel abgebremst wurde, überlebte der Diktator leicht verletzt. Die entscheidende Voraussetzung für ein Gelingen des Staatsstreichs war damit unerfüllt geblieben.
Lebensbild Claus Graf Schenk von Stauffenberg
Der Weg von Claus Graf Schenk von Stauffenberg in den militärischen Widerstand war keineswegs vorgezeichnet. Stauffenberg wurde als dritter Sohn einer schwäbischen Adelsfamilie am 15. November 1907 in dem zwischen Ulm und Augsburg liegenden Ort Jettingen geboren. Nach dem Abitur 1926 entschied sich Stauffenberg, die Offizierslaufbahn bei der Reichswehr einzuschlagen. Bereits zu Beginn seiner militärischen Laufbahn attestierte sein Kompaniechef ihm „unabhängige Willens- und Urteilsbildung, ausgezeichnete geistige Anlagen, überdurchschnittliches taktisches und geistiges Können“; in späteren Jahren galt Stauffenberg als einer der begabtesten Offiziere der Wehrmacht.
Der Weimarer Republik diente Stauffenberg zwar loyal, doch stand er der parlamentarischen Demokratie mit ihrem „Parteiengezänk“ eher reserviert gegenüber. Stauffenberg begrüßte die Machtergreifung Hitlers aus der Hoffnung heraus, dass die unter der autoritären Führung geeinte Nation wieder zu alter Größe erstarken würde, ließ sich jedoch von der „vulgären“ NS-Ideologie nicht vereinnahmen. Am Zweiten Weltkrieg nahm der überzeugte Soldat Stauffenberg von Beginn an teil. Die Niederwerfung Polens, vor allem aber des „Erbfeindes“ Frankreich, erfüllten Stauffenberg mit Siegeszuversicht für den Krieg gegen die „bolschewistische“ Sowjetunion.
Unter dem Eindruck der verbrecherischen NS-Besatzungspolitik in Polen, seit 1941 dann in Russland, wandelte sich der gläubige Katholik Stauffenberg zu einem vehementen Regimegegner. Stauffenberg war seit 1942 fest entschlossen, den von ihm als „Schmutzfink“ bezeichneten Hitler zu töten. Auch die schweren Kriegsverletzungen, die Stauffenberg sich im April 1943 bei den Kämpfen in Nordafrika zuzog, brachten ihn nicht von seinem Weg ab. Das Ziel vor Augen, mit einem Staatsstreich zu retten, was noch zu retten war, wurde Stauffenberg binnen weniger Monate wieder dienst- und einsatzfähig. Er ergriff die Chance zur eigenhändigen Durchführung des Attentats, wohl wissend, dass ein Scheitern wahrscheinlicher war als der ersehnte Erfolg. Als Stauffenberg dann in der Nacht des 20. Juli 1944 vor dem Erschießungskommando stand, schrie der Patriot mit seinen letzten Worten heraus, wofür er sich geopfert hatte: „Es lebe das heilige Deutschland!“
Seit 1941 schlossen sich vornehmlich jüngere Offiziere dem militärischen Widerstand an. Diese „Jungen“ zeigten die für einen Umsturz notwendige Entschlossenheit, die die eher zögerlichen „Alten“ um Ludwig Beck Ende der 1930er Jahre noch vermissen ließen. Die treibende Kraft war zunächst der Generalstabsoffizier Henning von Tresckow. Mit anderen oppositionellen Offizieren seines Stabes bei der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront versuchte Tresckow seit Mitte 1942 wiederholt, Attentate auf Hitler zu organisieren, die allerdings immer wieder fehlschlugen. Da ihm im November 1943 ein Regimentskommando an der Ostfront übertragen wurde, musste Tresckow aus dem Zentrum der Verschwörung heraustreten.
An dessen zentrale Stelle in der militärischen Konspiration rückte Claus Graf Schenk von Stauffenberg; er wurde nun zum Motor des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944. Wie Tresckow und andere führende Köpfe des militärischen Widerstands, wollte Stauffenberg mit dem Staatsstreich zuvorderst die vernichtende militärische Niederlage abwenden und die Wehrmacht erhalten. Auch er empörte sich über den Vernichtungs- und Ausrottungskrieg gegen die russische Bevölkerung nicht allein aus moralischen, sondern auch aus politischen Erwägungen. Abgesehen von den negativen Auswirkungen der Gräueltaten auf die Moral der Truppe, war sich Stauffenberg aus einer für den militärischen Widerstand durchaus typischen antibolschewistischen Grundhaltung heraus bewusst, dass der Kampf gegen den Bolschewismus nur gemeinsam mit dem russischen Volk gewonnen werden könne. Der hinter den Fronten geführte Rassenvernichtungskrieg war daher nach Stauffenbergs Auffassung ein wesentlicher Faktor für den militärischen Niedergang an der Ostfront.
Noch gemeinsam mit Tresckow entwickelte Stauffenberg in Berlin im Herbst 1943 Planungen für einen Staatsstreich. Der Umsturz sollte mit einem tödlichen Attentat auf Hitler eingeleitet werden, die Durchführung erwies sich jedoch als schwierig. Auswärtige Termine Hitlers wurden aus Sicherheitsgründen häufig kurzfristig verschoben oder abgesagt. In seinen Hauptquartieren war der Diktator zwar gut abgeschirmt, doch schien die tägliche Lagebesprechung mit Hitler noch eine der besten Gelegenheiten für dessen Liquidierung zu sein. Allerdings hatte zunächst niemand aus der kleinen konspirativen Verschwörergruppe unmittelbaren Zugang zum „Führer“.
Im Sommer 1944 hatte Stauffenberg in seiner Dienststellung als Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres gelegentlich vor Hitler zu referieren. Nun bot sich endlich die ersehnte Gelegenheit zum Attentat. Die militärische Lage war mittlerweile verzweifelt und die Alliierten beharrten auch im Fall eines Umsturzes des NS-Regimes auf der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Angesichts dieser Situation erachtete Stauffenberg den praktischen politischen Nutzen eines Staatsstreichs zwar als gering, entschloss sich aber dennoch, das Attentat nun selbst durchzuführen.
Gemeinsam mit seinem Adjutanten Werner von Haeften nutzte Stauffenberg am 20. Juli 1944 die Lagebesprechung im Hauptquartier Hitlers, der „Wolfschanze“ in Ostpreußen, für ein Sprengstoffattentat. Doch da nur die Hälfte der vorgesehenen Sprengstoffmenge zur Zündung kam und die Wucht der Explosion durch einen direkt vor Hitler stehenden massiven Tischsockel abgebremst wurde, überlebte der Diktator leicht verletzt. Die entscheidende Voraussetzung für ein Gelingen des Staatsstreichs war damit unerfüllt geblieben.
Lebensbild Claus Graf Schenk von Stauffenberg
Der Weg von Claus Graf Schenk von Stauffenberg in den militärischen Widerstand war keineswegs vorgezeichnet. Stauffenberg wurde als dritter Sohn einer schwäbischen Adelsfamilie am 15. November 1907 in dem zwischen Ulm und Augsburg liegenden Ort Jettingen geboren. Nach dem Abitur 1926 entschied sich Stauffenberg, die Offizierslaufbahn bei der Reichswehr einzuschlagen. Bereits zu Beginn seiner militärischen Laufbahn attestierte sein Kompaniechef ihm „unabhängige Willens- und Urteilsbildung, ausgezeichnete geistige Anlagen, überdurchschnittliches taktisches und geistiges Können“; in späteren Jahren galt Stauffenberg als einer der begabtesten Offiziere der Wehrmacht.
Der Weimarer Republik diente Stauffenberg zwar loyal, doch stand er der parlamentarischen Demokratie mit ihrem „Parteiengezänk“ eher reserviert gegenüber. Stauffenberg begrüßte die Machtergreifung Hitlers aus der Hoffnung heraus, dass die unter der autoritären Führung geeinte Nation wieder zu alter Größe erstarken würde, ließ sich jedoch von der „vulgären“ NS-Ideologie nicht vereinnahmen. Am Zweiten Weltkrieg nahm der überzeugte Soldat Stauffenberg von Beginn an teil. Die Niederwerfung Polens, vor allem aber des „Erbfeindes“ Frankreich, erfüllten Stauffenberg mit Siegeszuversicht für den Krieg gegen die „bolschewistische“ Sowjetunion.
Unter dem Eindruck der verbrecherischen NS-Besatzungspolitik in Polen, seit 1941 dann in Russland, wandelte sich der gläubige Katholik Stauffenberg zu einem vehementen Regimegegner. Stauffenberg war seit 1942 fest entschlossen, den von ihm als „Schmutzfink“ bezeichneten Hitler zu töten. Auch die schweren Kriegsverletzungen, die Stauffenberg sich im April 1943 bei den Kämpfen in Nordafrika zuzog, brachten ihn nicht von seinem Weg ab. Das Ziel vor Augen, mit einem Staatsstreich zu retten, was noch zu retten war, wurde Stauffenberg binnen weniger Monate wieder dienst- und einsatzfähig. Er ergriff die Chance zur eigenhändigen Durchführung des Attentats, wohl wissend, dass ein Scheitern wahrscheinlicher war als der ersehnte Erfolg. Als Stauffenberg dann in der Nacht des 20. Juli 1944 vor dem Erschießungskommando stand, schrie der Patriot mit seinen letzten Worten heraus, wofür er sich geopfert hatte: „Es lebe das heilige Deutschland!“
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