1. Der zivile Widerstand: Die Sozialdemokratie
Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, vor allem aber seit den Reichstagswahlen und der Verabschiedung des „Ermächtigungsgesetzes“ vom März 1933 wurde die SPD ebenso rücksichtslos verfolgt wie die KPD. Viele Sozialdemokraten hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt an einer Legalitätsstrategie orientiert und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit für unumstößlich gehalten. Nun wurden sie mit brutalen Willkürmaßnahmen der Polizei sowie der SA und SS konfrontiert. Mit Repräsentanten der verhassten Republik von Weimar wurde „abgerechnet“. Am 22. Juni 1933 wurde die SPD schließlich offiziell verboten.
Eine allmähliche Reorganisation in der Illegalität gelang der zum Widerstand bereiten Parteibasis in Hessen, nachdem sich im Mai 1933 in Prag der Emigrationsvorstand der SPD gebildet hatte. Im Frankfurter Raum bildete sich ein illegaler SPD-Bezirk Hessen-Süd unter der Führung des früheren Gau-Geschäftsführers des Reichsbanners für Hessen-Nassau, Paul Apel. Apel und seine Mitstreiter umgingen das Verbot der SPD-Parteipresse durch die illegale Verteilung der Zeitung „Sozialistische Aktion“. Wie andere sozialistische Widerstandsgruppen in Hessen 1934/1935 spürte die Gestapo Paul Apel und seine Genossen auf; der Volksgerichtshof verurteilte sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu mehrjährigen Haftstrafen. Apel verbüßte seine achtjährige Strafe in zahlreichen Haftanstalten, ehe er Ende 1943 in das KZ Dachau überführt und dann im Mai 1945 durch die Amerikaner befreit wurde.
Carlo Mierendorff
Carlo Mierendorff war eine charismatische Persönlichkeit, die aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten und Begeisterungsfähigkeit als Politiker hohes Ansehen genoss. Daher galt er im deutschen Widerstand über die weltanschaulichen Grenzen hinweg als vorzüglich geeigneter Kandidat für das Amt eines Minister oder Staatssekretärs für Presse und Volkserziehung in einem demokratischen Deutschland nach der NS-Diktatur.
Carlo Mierendorff wurde am 24. März 1897 im sächsischen Großenhain geboren. Seine Familie siedelte 1907 ins großherzoglich-hessische Darmstadt über. Unmittelbar nach dem Abitur zog Mierendorff 1914 wie viele seiner Altersgenossen in den Ersten Weltkrieg. Unter dem Eindruck der traumatischen Kriegserlebnisse begrüßte Mierendorff den Zusammenbruch der alten Ordnung im Zuge der Revolution. Voller Euphorie und Enthusiasmus setzte er sich zukünftig für den Aufbau und Erhalt der sozialen Demokratie von Weimar ein.
Mierendorff wandte sich mit dem ihm eigenen Tatendrang der Politik zu. Obgleich aus bürgerlichem Hause, entwickelte er sich seit Beginn der Republik zu einem militanten Sozialdemokraten. 22-jährig trat er 1920 in die SPD ein, wo er rasch Karriere machte. 1928 folgte Mierendorff dem Ruf des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner nach Darmstadt. Sowohl als dessen Pressesprecher als auch ab 1930 als Mitglied des Reichstags bekämpfte er den Nationalsozialismus leidenschaftlich. Früher als viele seiner Zeitgenossen erkannte er die Gefahr, die von dieser rechtsradikalen und antisemitischen Partei ausging.
Nach dem 30. Januar 1933 nahmen die Nationalsozialisten Rache an einem ihrer erbittertsten Gegner. Die neuen Machthaber bereiteten dem „Schutzhäftling“ Mierendorff in verschiedenen KZ’s ein 5-jähriges Martyrium. Im Anschluss an seine Haftentlassung stieß er zu dem oppositionellen Zirkel des Kreisauer Kreises, wo er die Rolle eines Bindeglieds zwischen dem sozialdemokratischen Widerstand um Wilhelm Leuschner und Julius Leber einerseits und der bürgerlich-zivilen sowie militärischen Opposition andererseits einnahm. Die Entstehung eines neuen demokratischen Deutschlands erlebte Mierendorff nicht mehr; am 4. Dezember 1943 kam er bei einem Luftangriff auf Leipzig zu Tode.
Eine allmähliche Reorganisation in der Illegalität gelang der zum Widerstand bereiten Parteibasis in Hessen, nachdem sich im Mai 1933 in Prag der Emigrationsvorstand der SPD gebildet hatte. Im Frankfurter Raum bildete sich ein illegaler SPD-Bezirk Hessen-Süd unter der Führung des früheren Gau-Geschäftsführers des Reichsbanners für Hessen-Nassau, Paul Apel. Apel und seine Mitstreiter umgingen das Verbot der SPD-Parteipresse durch die illegale Verteilung der Zeitung „Sozialistische Aktion“. Wie andere sozialistische Widerstandsgruppen in Hessen 1934/1935 spürte die Gestapo Paul Apel und seine Genossen auf; der Volksgerichtshof verurteilte sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu mehrjährigen Haftstrafen. Apel verbüßte seine achtjährige Strafe in zahlreichen Haftanstalten, ehe er Ende 1943 in das KZ Dachau überführt und dann im Mai 1945 durch die Amerikaner befreit wurde.
Carlo Mierendorff
Carlo Mierendorff war eine charismatische Persönlichkeit, die aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten und Begeisterungsfähigkeit als Politiker hohes Ansehen genoss. Daher galt er im deutschen Widerstand über die weltanschaulichen Grenzen hinweg als vorzüglich geeigneter Kandidat für das Amt eines Minister oder Staatssekretärs für Presse und Volkserziehung in einem demokratischen Deutschland nach der NS-Diktatur.
Carlo Mierendorff wurde am 24. März 1897 im sächsischen Großenhain geboren. Seine Familie siedelte 1907 ins großherzoglich-hessische Darmstadt über. Unmittelbar nach dem Abitur zog Mierendorff 1914 wie viele seiner Altersgenossen in den Ersten Weltkrieg. Unter dem Eindruck der traumatischen Kriegserlebnisse begrüßte Mierendorff den Zusammenbruch der alten Ordnung im Zuge der Revolution. Voller Euphorie und Enthusiasmus setzte er sich zukünftig für den Aufbau und Erhalt der sozialen Demokratie von Weimar ein.
Mierendorff wandte sich mit dem ihm eigenen Tatendrang der Politik zu. Obgleich aus bürgerlichem Hause, entwickelte er sich seit Beginn der Republik zu einem militanten Sozialdemokraten. 22-jährig trat er 1920 in die SPD ein, wo er rasch Karriere machte. 1928 folgte Mierendorff dem Ruf des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner nach Darmstadt. Sowohl als dessen Pressesprecher als auch ab 1930 als Mitglied des Reichstags bekämpfte er den Nationalsozialismus leidenschaftlich. Früher als viele seiner Zeitgenossen erkannte er die Gefahr, die von dieser rechtsradikalen und antisemitischen Partei ausging.
Nach dem 30. Januar 1933 nahmen die Nationalsozialisten Rache an einem ihrer erbittertsten Gegner. Die neuen Machthaber bereiteten dem „Schutzhäftling“ Mierendorff in verschiedenen KZ’s ein 5-jähriges Martyrium. Im Anschluss an seine Haftentlassung stieß er zu dem oppositionellen Zirkel des Kreisauer Kreises, wo er die Rolle eines Bindeglieds zwischen dem sozialdemokratischen Widerstand um Wilhelm Leuschner und Julius Leber einerseits und der bürgerlich-zivilen sowie militärischen Opposition andererseits einnahm. Die Entstehung eines neuen demokratischen Deutschlands erlebte Mierendorff nicht mehr; am 4. Dezember 1943 kam er bei einem Luftangriff auf Leipzig zu Tode.
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