12. Umgang mit Gefallenen
Die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden durch süßlich gestaltete Urkunden geehrt. Der Soldatentod wurde heroisiert oder sentimentalisiert, nicht zuletzt auch in Liedern und Gedichten. Die Darstellung Gefallener war im Rahmen dieser Ästhetik auch während des Krieges kein Tabu. Der Berliner Kunstprofessor und Kunstgewerbler Emil Doepler entsprach in seinem seichten akademischen Stil den Vorstellungen des Kaisers und sollte mit seiner Gedenkurkunde maßgeblich das Bild vom ,schönen Heldentod‘ prägen. Ein Blatt aber wie Ernst Barlachs „Massengrab“, dessen Erscheinen 1915 in der Zeitschrift ,Kriegszeit. Künstlerflugblätter‘ geplant war, ließ die Herausgeber vor einer Veröffentlichung zurückscheuen. Die Anonymität und Härte des Krieges passte nicht in vorgegebene Bildmuster: Kriegstote gab es nur auf den anderen Seiten, für das eigene Land starben ,Helden‘. Die „schwarze Verwesung“ (Georg Trakl) der Gefallenen hatte ausgespart zu bleiben.
Allerdings offenbarten auch die Todesanzeigen in den Zeitungen in ihrer enormen Anzahl das wahre Ausmaß des vermeintlichen Heldentods und stellen für heutige Betrachter die bildliche und textliche Propaganda jener Tage bloß. Vereinzelte Darstellungen von Trauernden und Hinterbliebenen wie z.B. von Käthe Kollwitz oder Elfriede Lauckner-Thum alias Erich Thum nähern sich dieser Wahrnehmung des Krieges mittels „tiefer Einfühlung in das Leid der Menschheit“ (Hans Hildebrandt) von Seiten der Hinterbliebenen an. Ab 1916 wuchs die Anzahl solcher Darstellungen dann zusehends; die Sicht auf den Krieg und das sinnlose Sterben hatte sich in Künstlerkreisen gewandelt. In der breiten Öffentlichkeit stießen solche Bilder aber noch sehr lange auf Widerstand.
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