31. 180 Fritzlar 2738: Evakuierung von Juden
Schreiben der GeStaPo in Kassel an Landräte, Bürgermeister und Polizei. Detaillierte Informationen zu den Vorbereitungen und Personenlisten, 25. August 1942
Die Akte 180 Fritzlar 2738 beinhaltet Dokumente aus der Korrespondenz des Landrats in Fritzlar von 1937 bis 1942. Inhalt dieser Akte ist die Verfolgung jüdischer Bürger. Die Akten bis 1941 beinhalten meist Gesuche zur Auswanderung oder behördliches Schriftgut zu diesem Thema. Desweiteren zeigen die in dieser Akte enthaltenen Dokumente deutlich die von der Gestapo in Kassel initiierten Planungen der Deportation 1941 und 1942 mit Protokollen von Besprechungen zur Planung der Deportation.
So wurde durch den Regierungspräsidenten in Kassel der Begriff "Auswanderer" geklärt, um ein Auswanderungsverfahren zu beschleunigen [Dokument 8]. Polnische Staatsangehörige mit jüdischem Glauben wurden ausgewiesen [Dokument 1], anderen Personen die "Reichszugehörigkeit" entzogen, wodurch sie staatenlos wurden [Dokument 11] [Dokument 12] . Eine Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben wurde durch verschiedenste Maßnahmen forciert, beispielsweise die Anordnung der Gestapo in Kassel zur Kennzeichnung von Wohnungen vom 21. April 1942 [Dokument 18] oder das Verbot für "deutschblütige" Friseure, Juden zu bedienen vom 8. Juni 1942 [Dokument 21] .
Die systematische Verfolgung und Erfassung von jüdischen Bürgern mündete ab November 1941 auch auf regionaler Ebene in die konkrete Planung von Deportationen und ihre anschließende Durchführung am 8. Dezember 1941. Weitere Deportation fanden am 31. Mai 1942 nach Lublin in Polen und am 6. September 1942 nach Theresienstadt statt [1].
Durch "Besprechungen" wurden Details der ersten Deportation vom 8. Dezember 1941 nach Riga wie Zugfahrpläne, logistische Probleme oder Erfassungslisten organisiert und koordiniert. Institutioneller Mittelpunkt war dabei die Gestapo [Dokument 16]. Diese Treffen hatten den Charakter von Versammlungen aller für die Deportation relevanten Instanzen, wie die Empfängerliste des nachträglich angefertigten Protokoll der Besprechung zeigt [Dokument 16.1] . Die im August 1942 durchgeführten Deportationen weisen daher ein hohes Maß an behördlicher Organisation auf. Die Landräte hatten dabei die Aufgabe, Erlässe der Gestapo und des Regierungspräsidenten möglichst effizient an Bürgermeister und Polizei weiter zu geben und ihre Ausführung anzuordnen.
Ein Schwerpunkt war die Enteignung der Opfer; für die Kriegswirtschaft relevante Materialien wie Textilien oder wertvolle Materialien wie Edelmetalle sollten möglichst eingezogen werden [Dokument 22] [Dokument 13]. Auch Fahrräder, Schreibmaschinen und Ferngläser wurden im Auftrag der Gestapo Kassel konfisziert, nachdem die Deportationen staatgefunden haben [Dokument 25]
Bearbeitet von Jan Hendrik Höltje
[1] Händler-Lach, Barbara; Händler, Harald; Schütt, Ulrich, Purim, Purim, ihr liebe Leut', wißt ihr was Purim bedeut? Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert, S. 227
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