29. Schwierigkeiten des Neubeginns
Die Dokumente in diesem Ausstellungsraum zeigen unterschiedliche und durchaus widersprüchliche Aspekte des Alltagslebens in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Bis zum Beginn der Verfolgungen durch das NS-Regime zählte die Marburger Jüdische Gemeinde etwa 320 Mitglieder. Nach der letzten Deportation vom 6. September 1942 lebten keine Juden mehr in Marburg - aber zum Ende des Jahres 1945 wies die wiedergegründete jüdische Gemeinde schon mehr als 320 Mitglieder auf. Nur 14 von diesen waren überlebende Marburger, unter ihnen die Mitglieder der alteingesessenen Familie Stern aus Ockershausen, deren Bericht über ihre Erlebnisse nach ihrer Rückkehr deshalb besonders bedrückend wirkt. Die übrigen Gemeindemitglieder waren alle als Überlebende aus Konzentrationslagern nach Marburg gekommen. Der Lebenshunger dieser überwiegend jüngeren Menschen stieß bei etlichen Marburger Bürgern auf große Ablehnung, während gleichzeitig unter dem Schutz der amerikanischen Militärregierung erstaunlich schnelle Erfolge im Aufbau eigener Strukturen der Überlebenden erzielt werden konnten.
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