10. 180 Marburg 4825: Judenangelegenheiten 1938-1941 Bd. 3
Vertrauliches Schreiben des Regierungspräsidents in Kassel an Landräte, Bürgermeister und Polizei. Ausschreitungen gegen Juden und Einzelaktionen sind mit Polizeigewalt zu verhindern, 11. Juni 1938
Die Akte StAM 180 Marburg 4825 beinhaltet Dokumente aus der Korrespondenz des Landrats in Marburg von 1938 bis 1941. Thematische Schwerpunkte dieser Akte sind die Novemberpogrome von 1938, Inhaftierung von jüdischen Bürgern und echte sowie als "Auswanderung" euphemistisch umschriebene Deportation. Schon am 11. Juni 1938 versucht der Regierungspräsident in Kassel, durch einen Erlass Juden unter Zuhilfenahme der Polizei vor "Einzelaktionen" zu schützen [Dokument 2] , ein möglicher Hinweis auf Aktivitäten und Ausschreitungen vor November. Kurz nach den Pogromen beginnt eine halbherzige juristische Aufarbeitung der Ausschreitungen, in der unter anderem Diebstähle verfolgt werden [Dokument 8] . Parallel zu den offensichtlichen und gewalttätigen Repressionen werden jüdische Bürger ab 1938 mit zunehmender Radikalität aus dem öffentlichen Leben gedrängt und gedemütigt. So werden "Jüdische Veranstaltungen" zensiert [Dokument 3] , Namensänderungen durchgeführt [Dokument 6] und Rundfunkgeräte konfisziert [Dokument 11] . Interessant ist ein Dokument, da es aus der Perspektive einer jüdischen Bürgerin authentisch wiedergibt, dass das Ausmaß und die Hintergründe der Verfolgung teilweise nicht oder erst spät erkannt wurden [Dokument 12] . Frau Meta Berger beschwert sich darüber, wie sie und ihr Mann behandelt werden, obwohl dieser preussischer Beamter war, beide Söhne Soldaten sind und sie in einer Mischeehe leben würden.
Bearbeitet von Jan Hendrik Höltje
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