1. Der Bildungsgang und die Memoiren Kaiser Wilhelms II.
Magret Lemberg
Der Bildungsgang des Prinzen Wilhelms von Preußen (Kassel, 9. Oktober 1876)
Editorische Vorbemerkung
Im Vorwort seiner Lebenserinnerungen "Aus meinem Leben 1859-1888"[17] nennt Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1926 als seine wichtigste Quelle für die Beschreibung seiner Kindheits- und Schuljahre seinen Lebenslauf (Curriculum vitae), "den ich gleich meinen Mitschülern im Oktober 1876, einige Monate vor unserem Abiturexamen, einreichen mußte. Ohne dieses Schriftstück könnte ich wichtige Abschnitte meines Werdens kaum rekonstruieren; ich führe es deshalb häufig an Stellen an, wo mir mein Gedächtnis keine Stütze bietet." Aus diesen Bemerkungen kann man schließen, daß Wihelm II. ein Konzept seines Lebenslaufes mit nach Doorn genommen hatte, denn das im Hessischen Staatsarchiv Marburg liegende Exemplar ist die Reinschrift[18].
Bei der nun folgenden Wiedergabe des Bildungsganges [Transkription M. Lemberg] wird durch das Druckbild gezeigt, welche Passagen der Kaiser benutzt hat - sie sind als angeblich wortwörtliche Übernahmen aus seinem "Curriculum vitae" in seinen Memoiren durch Anführungszeichen gekennzeichnet - und welche Sätze nur im Original stehen. Die linke, kursiv gedruckte Kolumne [in der Online-Version in Blau] ist der Text aus den Abiturakten, die rechte [in der Online-Version in Schwarz] die Version aus den Lebenserinnerungen. Die Passagen des Lebenslaufes des Abiturienten, die der Kaiser später unberücksichtigt ließ, werden hingegen in der ganzen Breite der Textseite abgedruckt.
Nicht nur die Tatsache, daß Wilhelm II. und sein Mitarbeiter recht großzügig mit der Quelle umgegangen sind, sie stilistisch geglättet und ganze Passagen ergänzt haben, in denen er auch seinen Bruder Heinrich erwähnt, ist interessant, noch aufschlußreicher sind die Partien des Lebenslaufes, die er als 68jähriger Mann übergangen hat. So fehlen die für seine Kasseler Lehrer gedachten Erklärungen bzw. Entschuldigungen, warum seine Kenntnisse nicht so sicher sind, als sie es hätten sein können. Auch die Beschreibung seines ersten Schultages in Kassel, aus der man seine Befangenheit und Unsicherheit ablesen kann, sind dem Erwachsenen vermutlich eher peinlich. Etwas seltsam mutet eine Fußnote des Kaisers mit folgender Formulierung an: "Ich kann diese Stellen heute nicht ohne stille Heiterkeit lesen", die sich auf eine Passage bezieht, die er 1927 ergänzt und nicht im Jahre 1876 als 17jähriger in Kassel geschrieben hatte, wie die Fußnote suggeriert.
Abitur Wilhelm II - Bildungsgang 9.10.1876
Edition des Textes
Die Seitenzählung der handschriftlichen "Anmeldung des Oberprimaners Wilhelm von Preußen zur Abiturientenprüfung" vom 9. Okt. 1876 sind in den laufenden Text eingefügt <Seite 1-30>
Kassel den 9t October 1876. | |
die Anmeldung des Oberprimaners Wilhelm von Preußen zu der im Wintersemester abzuhaltenden Abiturprüfung. | |
Nachdem ich ein Jahr in der Unterprima und ein halbes Jahr in der Oberprima des hiesigen Gymnasiums am Unterricht theilgenommen habe, bitte ich Königliche Prüfungscommission gehorsamst um Zulassung zu der in dem heute beginnenden Wintersemester abzuhaltenden Abiturprüfung.
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An Königliche Prüfungscommission | Wilhelm von Preußen |
<Seite 1> Motto: Ich wurde am 27. Januar 1859 zu Berlin geboren und getauft auf den Namen Friedrich Wilhelm Victor Albert. Bis zu meinem siebenten Jahre war ich unter weiblicher Aufsicht[19], alsdann erhielt ich einen Erzieher. Mit meinem achten Jahre begann ich das Studium der lateinischen Sprache, der Rechenkunst und der Geschichte. In meiner frühsten Kindheit machte ich zwei Reisen nach England und im Jahre 1864 ins Seebad Föhr nach Schleswig Holstein, welches Bad ich noch zweimal (1872 u. 1873) besucht habe. Im Jahre 1867 machte ich mit meinem Vetter, dem Erbgroßherzog Friedrich von Baden, eine Fußreise durch den Schwarzwald, auf der ich zum ersten Male von fern die Zinnen meiner Stammburg Hohenzollern leuchten sah. Auf der Rückreise besuchte ich die schönen und malerischen Ruinen des Heidelberger Schlosses "der Perle des Neckartales", an dem mir besonders der in der Mitte geborstene und zum <Seite 2> Theil herabgesunkene Thurm einen bleibenden Eindruck gemacht hat als Bild einstmaliger aber jetzt zerstörter Macht und Herrlichkeit. Ich machte dann noch eine Rheinreise, auf welcher meine Augen zum ersten Male den gewaltigen Riesenbau des Doms von Köln sahn, der auf mich einen so tiefen Eindruck machte, daß ich im Jahre 1871 auf meiner Rückreise von England alle Plätze wiedererkannte und wiederfand, wo ich zum ersten Male gestanden hatte. | |
Von früher Zeit an liebte ich besonders die Geschichte des Volkes der Hellenen mit ihren schönen Götter- und Heroensagen, unter den Göttern war mein Liebling Apollon, unter den Göttinnen Athena, dagegen verabscheute ich den Ares. Von den Heroen war mir Theseus der liebste. Allein vor allem war es der trojanischeKrieg, welcher mich anzog und in ihm am meisten die jugendlich schöne zugleich mächtige Heldengestalt des Achilleus. | Von früher Zeit an liebte ich besonders die Geschichte der griechischen Heroen, vorzüglich die des Trojanischen Krieges, in dem mir vor allem Achilleus tiefen Eindruck machte und mir lieb war. |
Frühzeitig hatte ich gefallen zum Soldatenstande, und mein <Seite 3> höchster Wunsch war immer der, einmal ein tapferer Soldat zu werden wie mein Vater; allein ich war doch noch zu jung, um die Bedeutung zu erfassen, als mir an meinem zehnten Geburtstage, mein Großvater die Uniform des 1. Garde Regiments zu Fuß, unseren Hausorden und das Band nebst dem Stern des Schwarzen Adlerordens verlieh. Im Sommer 1869 machte ich von Rehme in Westfahlen aus, wo ich wegen der Gesundheit meines Bruders gewesen war, eine Reise ins Seebad Norderney zu meinen Eltern. Im Herbst machten wir Alle mit Ausnahme meines Vaters, welcher im Auftrage meines Großvaters nach dem Orient gereist war, in Begleitung von meinem Onkel Ludwig von Hessen, um ihn bei der Eröffnung des Suezkanals zu vertreten, mit meiner Tante Alice von Hessen und ihrer Familie, eine Reise nach Cannes in Südfrankreich am blauen Mittelländischen Meere. Hier sah ich zum ersten Male tropische Pflanzen daußen im Garten <Seite 4>oder gar wild wachsen, wie z.B. eine Menge von Cacteen und Aloe, einige mit den großem Baum ähnlichen Blüthenstengeln, wie ich sie manchmal auf Bildern aus dem Orient hatte abgebildet gesehn. Es kam noch zu uns nach Cannes mein Onkel, der Prinz Albrecht von Preußen, und wir feierten Alle ein vergnügtes Weihnachts- und Neujahrsfest. Bald nachdem mein Vater mit meinem Onkel wohlbehalten vom Orient zurückgekehrt war, reisten Alle außer meinem Bruder und mir nach Haus. Wir blieben den ganzen Winter über in Cannes und machten zuweilen Ausflüge in die Umgegend, nach Antibes welches eine römische Niederlassung war, und wo noch jetzt ein großes römisches Castell vollständig erhalten ist; nach der dicht vor uns liegenden Insel St. Marguerite, auf der viele Kabylen aus Algier vom Aufstand Abdel Kader's her gefangen saßen, und wo auch später Bazaine gefangengehalten worden ist. |
<Seite 5> Im Frühjahr 1870 kehrten wir zurück, indem wir die interessantesten Städte berührten. Vor allen Nimes mit dem noch vollständig erhaltenen großen römischen Circus, in welchen noch jetzt Thierkämpfe gegeben werden, dann Orange (das alte Arautio) mit einem ziemlich gut erhaltenen Theater, und einem sehr schönen wohlerhaltenen Triumphbogen des Marius, welcher noch mit Reliefs geschmückt ist. Es war für mich ein ganz eigenes Gefühl, mir zu sagen: ich stehe an den Orten wo vor vielen vielen Jahrhunderten ein Volksgewühl und Gedränge war von Römern und Barbaren, und jetzt alles öde und leer; dahin alle Pracht und Herrlichkeit. Wir machten dann eine kleine Reise durch die Schweiz an den Vierwaldstädter See, und hier sah ich den See der den Tell und seine Thaten gesehen (?) hat, und welcher mir aus Schillers "Wilhelm Tell" wohl bekannt war, wir reisten dann nach Schaffhausen, und bei Schloß Lauffen sah ich den gewaltigen, imposanten Rheinfall, welcher donnernd und tosend <Seite 6> sich dicht unter mir über die Felsen in grünlich weißen Wassermassen herabstürzte. Ich konnte mich am erhabenen Naturschauspiel nicht sattsehn; noch nirgends war ich mir als Mensch so klein und schwach vorgekommen, als hier wie ich am Rheinfall stand. Als wir nach Haus zurückgekehrt waren fing ich meine mathematischen Studien an. Meine Studien überhaupt wurden durch die vielen Reisen welche die Ferien ausfüllten, unterbrochen und nach den Ferien wiederaufgenommen, daher es auch wohl kommen mag, daß meine Kenntnisse nicht so sicher sind, als sie es hätten sein können. Als der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, da wäre ich so sehr gern mit hinein in den Kampf gezogen wenn ich nicht so jung gewesen wäre, aber die fortwährenden Siegesnachrichten erfüllten mich mit stolzer Freude, und der Neugier, mit der ich den ersten Reiterhelm vom Schlachtfelde von Wörth die erste Fahne von der Festung "Petitepierre", und die Stadtschlüssel von Nancy <Seite 7> und Bar-le-Duc betrachtete, welche den Franzosen abgenommen worden waren, war ein gutes Stück patriotischen Hochgefühls und nicht wenig Stolz auf die herrlichen Thaten meines Vaters und meiner nächsten Verwandten beigemischt. Um die Mitte des Krieges machten wir Alle mit meiner Mutter zusammen eine Reise nach Homburg, wo wir bis zum November blieben. Hier vernahmen wir mit Jubel die Nachricht von der Schlacht und Uebergabe von Sedan und von der Gefangennahme des Kaisers der Franzosen. Hier richtete meine Mutter ein Lazareth für die Verwundeten ein, und ich ging oft mit und brachte ihnen dieses und jenes um sich die Zeit zu verkürzen. Im nächsten Frühjahr reiste ich von Berlin aus mit meiner Mutter, meiner Großmutter und der Großherzogin von Baden meiner Tante, meinem heimkehrenden Vater und Großvater entgegen. Es war ein ergreifender Augenblick, als wir uns nach dem bedeutungsvollen Kriege wiedersahn, <Seite 8> auch nicht minder erhaben war für uns der Jubel als der Kaiser in Berlin durch die Straßen fuhr. Bald darauf machte ich den Einzug der Truppen in Potsdam und Berlin mit, das war ein Augenblick an dem ich mich gar nicht satt sehn konnte, es war mir vergönnt, hinter meinem Vater, welcher den neuen Feldmarschallstab führte, her zu reiten. Einige Zeit darauf hatte ich die Freude der feierlichen Eröffnung des ersten deutschen Reichstags durch den Kaiser im weiten Saal des Schlosses beiwohnen zu dürfen. | |
Im Jahre 1871 machte ich wiederum mit meinen Eltern und Geschwistern eine Reise nach England. Die erste Zeit brachten wir in London zu, die letzte auf der Insel Wight. Da ich sehr großes Interesse für Seeschiffe und Seewesen überhaupt hatte, so fuhr ich öfters nach dem großen gegenüberliegenden Kriegshafen Portsmouth, und sah dort die Schiffe alter und neuer Construction nebst den Werften und Werkstätten. <Seite 9> Ich hatte auch die Gelegenheit das berühmte Linienschiff zu betreten benannt "Victory" welches der große und tapfere Seeheld Nelson in der Schlacht bei Trafalgar kommandirte und auf welchem er den rühmlichen Tod für das Vaterland starb; eine kleine Kupfertafel auf dem Verdeck bezeichnet die Stelle wo er von der tödlichen Kugel getroffen fiel. | Im Jahre 1871 machte ich wiederum mit meinen Eltern und Geschwistern eine Reise nach England. Die erste Zeit brachten wir in London zu, die letzte auf der Insel Wight. Da ich sehr großes Interesse für Seeschiffe und Seewesen überhaupt hatte, so fuhr ich öfters nach dem großen gegenüberliegenden Kriegshafen Portsmouth, und sah dort die Schiffe alter und neuer Construction nebst den Werften und Werkstätten. Ich war auch auf dem Linienschiff "Victory", welches der große und tapfere Seeheld Nelson in der Schlacht bei Trafalgar kommandirte und auf welchem er den rühmlichen Tod für das Vaterland starb. |
Ueberhaupt versuchte ich so viel ich es nur konnte meine Kenntnisse in Bezug [auf] das Flottenwesen zu bereichern, einmal war ich in dem noch viel größeren und ebenso berühmten Kriegshafen Plymouth, in welchem ich das Schiff, welches mein Onkel der Herzog von Edinburg auf seiner Reise um die Welt kommandirt hatte, die "Galathea" sah. | Ueberhaupt versuchte ich so viel ich es nur konnte meine Kenntnisse in Bezug auf das Flottenwesen zu bereichern. Einmal war ich in demnoch viel größeren und ebenso berühmten Kriegshafen Plymouth.
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Im Spätsommer desselben Jahres kam ich mit meinen Eltern und Geschwistern nach Wilhelmshöhe und somit zum ersten Male nach Cassel. Wilhelmshöhe und somit zum ersten Male nach Cassel. | Im Spätsommer desselben Jahres kam ich mit der Familie nach Wilhelmshöhe und somit zum ersten Male nach Kassel |
Hier begann ich meine griechischen Studien, und machte auch hier mit meinem Vater den Einzug des hessischen Corps in Cassel mit, bei <Seite 10> welchem mich der Jubel der Bevölkerung mit besonderer Freude erfüllte. Von Wilhelmshöhe reisten wir nach Wiesbaden wo wir uns noch einen Monat aufhielten. Hier setzte ich mein Studium der griechischen Sprache fort und obwohl es damals nur griechische Grammatik (Franke) war, die ich trieb so gefiel mir damals schon die griechische Sprache viel besser als die lateinische; ich kam auch so weit, daß ich in meinem Uebungsbuch (Jacobs) übersetzen konnte. Von Wiesbaden zurückgekehrt begann ich den Ovid zu lesen - bis dahin hatte ich alle sieben Bücher von Caesars bellum gallicum durchgelesen - allein ich fand ihn etwas sehr kindlich und zwar in seinen Vorstellungen, besonders bei Phaeton's Fahrt durch die Luft mit dem Donnerwagen, wo seine Pferde vor den Sternbildern scheu werden, das ist doch etwas viel Anforderung an die Phantasie. Ich hatte den Caesar viel lieber, und seine Beschreibung (Rheinbrücke, Waffen der Germanen, <Seite 11> Ueberfahrt nach Britannien und Belagerung von Alesia) und Schilderungen von Schlachten und Gefechten, für mich viel packender und interessanter war, als alle Bücher des Ovid zusammengenommen; nur eines war mir unangenehm, daß die Römer fast immer den Sieg behielten, die Barbaren in die Flucht jagten, sie in Massen niedermachten, selbst aber kaum einige Verwundete hatten. Darum freute ich mich, wenn ich las, daß irgendwo die Römer eine Schlappe erlitten hatten, besonders befriedigte mich die Vernichtung der Heeresabteilung des Cotta. Als ich aber die Geschichte meines deutschen Vaterlandes begann und an das Mittelalter kam, da ging mir nichts über Kohlrausch, nach dessen Buch ich sie lernte; es war mir zuletzt das liebste Buch, welches ich hatte, und die vier Jahre hindurch, während welcher ich aus ihm lernte, freute ich mich jeden Tag auf die Geschichtsstunde. Die Kaiser für welche ich <Seite 12> am meisten begeistert war, waren Otto I. Heinrich III. und Friedrich I. Barbarossa, es waren so zu sagen meine Lieblinge. Vor allem war Friedrich I. für mich das Ideal eines deutschen Ritters, und ich konnte nicht aufhören seine Tapferkeit, Ausdauer und Beharrlichkeit im Kampf mit dem Papste und den italienischen Städten zu bewundern. | Hier begann ich meine griechischen Studien; ich machte auch hier mit meinem Vater den Einzug des Hessischen Korps in Kassel mit, bei welchem mich der Jubel der Bevölkerung mit besonderer Freude erfüllte. Von Wilhelmshöhe reisten wir nach Wiesbaden, wo wir uns noch einen Monat aufhielten. Hier setzte ich mein Studium der griechischen Sprache fort und, obwohl es damals nur griechische Grammatik (Franke) war, die ich trieb, so gefiel mir damals schon die griechische Sprache viel besser als die lateinische. Ich kam auch so weit, daß ich in meinem Übungsbuch (Jacobs) übersetzen konnte. Von Wiesbaden zurückgekehrt, begann ich den Ovid zu lesen - bis dahin hatte ich alle sieben Bücher von Caesars Bellum Gallicum durchgelesen -, allein ich fand ihn etwas sehr kindlich und naiv in seinen Vorstellungen und Gleichnissen besonders bei Phaeton's Luftfahrt. Ich hatte den Caesar viel lieber, weil seine Beschreibung (Rheinbrücke, Waffen der Germanen, überfahrt nach Britannien und Belagerung von Alesia) und Schilderungen von Schlachten und Gefechten, für mich viel packender und interessanter waren, als der ganze Ovid zusammengenommen; nur eines war mir unangenehm: daß die Römer fast immer den Sieg behielten, die Barbaren in die Flucht jagten, sie in Massen töteten, selbst aber kaum einige Verwundete hatten. Deshalb freute ich mich, wenn ich las, daß irgendwo die Römer eine Schlappe erlitten hatten; besonders befriedigte mich die Vernichtung der Heeresabteilung des Cotta. Zugleich mit Ovid fing auch meine mathematischen Studien wieder an. Besonders lieb aber war mir das Studium der Geschichte des Mittelalters, welche ich nach Kohlrausch lernte. Es ging mir nichts über Kohlrausch, es war mir zuletzt das liebste Buch, welches ich hatte, und während der vier Jahre, während welcher ich aus dem Buch lernte, freute ich mich jeden Tag auf die Geschichtsstunde. Die Kaiser, für welche ich am meisten begeistert war, waren: Otto I., Heinrich III. und Friedrich I. Barbarossa, es waren sozusagen meine Lieblinge. Vor allem Barbarossa war für mich das Ideal eines deutschen Ritters, und ich konnte nicht aufhören zu bewundern seine Tapferkeit, Ausdauer und Beharrlichkeit im Kampf mit dem Papste und den italienischen Städten. |
Neben diesen lateinischen, griechischen und deutschen Studien betrieb ich auch das Französische sehr viel. Ich habe sehr lange die französische Grammatik lernen müssen von Anfang bis zum Ende, und sehr schwer fand ich die Lehre vom Partizipium; aber merkwürdiger Weise waren es gerade die Partizipialendungen- und Constructionen, welche ich am besten auswendig wußte und in denen ich die wenigsten Fehler machte. Außerdem las ich ein sehr interessantes mit vielen Illustrationen reichlich ausgestattetes Buch theils zum Vergnügen, theils um geläufig lesen zu lernen betitelt <Seite 13> "Le fond de la mer". Da ich nun von je her eine Leidenschaft für das große, wunderbare Meer hatte, und für Alles was darauf und darinnen war; so liebte ich dieses Buch sehr, welches mich mit dem, was auf dem Meeresgrunde lebte oder im Meere sich herumtrieb, bekannt machte. Dann erzählte es auch von den Tauchern und den verschiedenen Apperaten, vermittelte (sic!) deren sie auf dem Grunde des Meeres sich einige Zeit lang (bis zu 6 Stunden) aufhalten und bewegen können. Speciell diesem Buche danke ich den Entschluß, mich, als wir 1871 in England waren, mit in eine Taucherglocke zu setzten und mit hinunter zu fahren; es war ein höchst merkwürdiges Gefühl als ich in dem kleinen, engen Raum ohne Fußboden, ins Wasser hinabgelassen ward, und, obwohl ich durch die Fenster überall Wasser um mich sah, doch demselben nicht näher zu kommen. | Neben diesen lateinischen, griechischen und deutschen Studien betrieb ich auch das Französische sehr viel. Ich habe sehr lange die französische Grammatik lernen müssen von Anfang bis zum Ende; und sehr schwer fand ich die Lehre vom Partizipium; aber merkwürdigerweise waren es gerade die Partizipialendungen und -konstruktionen, welche ich am besten auswendig wußte, und wo ich am wenigsten Fehler machte. Ich las dann ein sehr interessantes und mit vielen Illustrationen ausgestattetes Buch teils zum Vergnügen, teils um geläufig lesen zu lernen, betitelt: "Le fond de la mer". Da ich nun von jeher eine Leidenschaft hatte für das große wunderbare Meer und für alles, was darauf und darinnen war; so liebte ich dieses Buch sehr, welches mich bekannt machte, mit dem, was auf dem Meeresgrunde lebte oder im Meere sich herumtrieb. Dann erzählte es auch von den Tauchern und den verschiedenen Apparaten, vermittels deren sie auf dem Grunde des Meeres sich einige Zeit lang aufhalten und bewegen können. Speziell diesem Buche danke ich den Entschluß, mich, als wir 1871 in England waren, mit in eine Taucherglocke zu setzen und mit hinunter zu fahren. |
Kein Reiseziel erfreute mich mehr als wenn es ans Meer ging. | Kein Reiseziel erfreute mich mehr, als wenn es ans Meer ging. |
Im Jahre 1872 waren wir auch in <Seite 14> Hamburg, wo wir wenige Tage verbrachten um [das] Treiben der größten deutschen Handelstadt zu beobachten. Da war nun mein größtes Vergnügen am Hafen spazieren zu gehen und die hunderte und aber hunderte von großen Dampfern und Segelschiffen zu sehn, das Leben und Treiben am Hafen und in den Straßen zu beobachten, das Einladen und Löschen der Ladungen, das Ankommen und Abgehen von Schiffen das Rennen und Jagen der Leute überhaupt das rege Bild des Arbeitens, erinnerte mich so sehr an das Sprüchwort der Engländer: "Time is money" (Zeit ist Geld), und wie Recht sie damit haben, denn durch das Arbeiten und den Handel ist die Stadt reich geworden. Auf einen Tag gingen wir auch zu meiner großen Freude nach einem der berühmten deutschen Kriegshäfen, nach Kiel, und sahen dort die Werften und den Hafen. Auf einer Werft wurde gerade das große Panzerschiff "Friedrich der Große" gebaut <Seite 15> bei dessen feierlichem Stapellauf zwei Jahre später der Kaiser zugegen war. | Mein Bruder und ich reisten am Ende unseres Aufenthalts in Föhr auf der Yacht des Kaisers "Grille", welches uns zur Disposition gestellt war, nach Hamburg. Dort verbrachten wir einige Tage, um das Treiben der größten deutschen Handelsstadt zu beobachten. Da war mein größtes Vergnügen, am Hafen spazieren zu gehen und die Hunderte von großen Dampfern und Segelschiffen zu sehen, das Leben und Treiben am Hafen und in den Straßen zu beobachten, das Einladen und Löschen der Ladungen, das Ankommen und Abgehen von Schiffen, das Rennen und Jagen der Leute, überhaupt das rege Bild des Arbeitens und des Verdienens war für mich das anregenste, was sich finden konnte. Auf einen Tag gingen wir auch zu meiner großen Freude nach Kiel und sahen dort die Werften und den Hafen; es wurde damals gerade das große Panzerschiff "Friedrich der Große" gebaut. |
Nach meiner Rückkehr nach Hause begann auch mein Confirmandenunterricht. Ich arbeitete den ganzen Herbst und Winter sehr scharf denn im Frühjahr sollte ich ein Examen bestehn um zu constatiren wie weit meine Kenntnisse in den einzelnen Fächern gediehen waren. Ich arbeitete auch mit Vergnügen denn ich hatte den großen Wunsch mit meinen Studien tüchtig vorwärts zu kommen.
| Wir reisten nach Potsdam zurück, und ich nahm meine Studien wieder auf, und zwar schärfer als vorher, weil ich im Frühjahr ein Examen machen sollte. Jetzt begann auch mein Konfirmandenunterricht. Den ganzen Winter hindurch mußte ich scharf arbeiten und tat es auch mit Vergnügen, weil ich selbst den großen Wunsch hatte, mit meinen Studien tüchtig vorwärtszukommen. |
Endlich im Frühjahr 1873 kam das Examen, vor welchem ich nicht die geringste Furcht hatte, da ich mich vollkommen sicher fühlte und meiner Sache gewiß war; nur eins war mir unangenehm, daß außer meinem Mathematiklehrer, alle anderen Lehrer mir unbekannt waren. Allein als das Examen begonnen war, so verlor sich dieses Gefühl auch sehr bald, und ich glaube, daß es ziemlich gut abgegangen ist, <Seite 16> auch hörte ich hernach, daß ich für die Obertertia ganz reif erfunden worden sei. | Endlich im Frühjahr kam das Examen, vor dem ich keine Furcht hatte, denn ich fühlte mich sicher; nur war es mir unangenehm, daß außer meinem Mathematiklehrer alle anderen Lehrer mir unbekannt waren. Allein als das Examen begonnen war, verlor sich dieses Gefühl auch sehr bald, und ich glaube, daß es ziemlich gut abgegangen ist; auch hörte ich hernach, daß ich für die Obertertia ganz reif befunden worden sei |
Bald darauf reiste ich mit meinen Eltern nach Wien zur Eröffnung der Weltausstellung. Auf der Reise brachten wir zwei Tage in Prag zu, welche Stadt eine der merkwürdigsten und ehrwürdigsten Städte ist, die ich kenne. Ich stand auf dem Boden, auf welchem die Hussitenkriege und Kämpfe gespielt haben, auf welchem Wallenstein und Piccolomini gegangen sind. Ich stieg auf den Hradschin und stand an dem Fenster, an welchem so zu sagen der dreißigjährige Krieg seinen Anfang nahm, aus welchem nämlich Martinitz und Slawata von den Böhmen hinausgestürzt wurden, ich sah auch den "Weißen Berg" an welchem das Schicksal des neuen Böhmenkönigs entschieden ward. Aber mit was für Gefühlen trat ich in den Palast Wallensteins; das also ist das Haus des Weltberühmten Feldherrn, hier hat er <Seite 17> gelebt, seine Feste gegeben, seine Pläne geschmiedet; auf dem Boden auf dem ich gehe, war er gegangen, was für Ereigniße waren seitdem durch die Welt gegangen, und noch stand. Alles so wie er es verlassen hatte; sogar sein Roß war noch erhalten, auf welchem er in der Schlacht bei Lützen geritten war. Auch auf der alten Moldaubrücke stand ich, da von wo Johann von Pomuck auf Kaiser Wenzels Befehl war hinuntergestürzt worden. In Wien hatte ich oft die Gelegenheit im Park von Schönbrunn spazieren zu gehn, auch hier wieder historischer Boden, wenn auch nicht angenehme Erinnerungen erweckend an die Zeit Napoleon I. Die Eröffnung der Ausstellung war recht feierlich, und die riesengroße Rotunde, in welcher sie Statt fand, und in welche der Dom des Sanct Peter hineingeht, war wohl dazu geeignet einen mächtigten und erhabenen Eindruck zu machen. Ich besuchte täglich die Ausstellung und suchte zu lernen <Seite 18> und meine Kenntnisse zu bereichern, wo es etwas Neues zu sehn und zu lernen gab. | Bald darauf reiste ich mit meinen Eltern nach Wien zur Eröffnung der Weltausstellung. Auf der Reise verblieben wir einige Tage in Prag, welche Stadt eine der ehrwürdigsten und merkwürdigsten Städte ist, die ich kenne. Ich stand auf dem Boden, auf welchem die Hussitenkriege und -kämpfe gespielt, auf welchem Wallenstein und Piccolomini gegangen sind. Ich ging auf den Hradschin und stand am Fenster, an welchem sozusagen der Dreißigjährige Krieg seinen Anfang nahm, aus welchem nämlich Martinitz und Slawata von den Böhmen hinausgestürzt wurden; ich sah auch den Weißen Berg, an welchem das Schicksal des neuen Böhmenkönigs bestimmt ward. Aber mit was für Gedanken trat ich in den Palast Wallensteins ein! Das also war das Haus des weltberühmten Mannes, hier hatte er gelebt, seine Pläne geschmiedet; auf dem Boden, auf dem ich ging, war er gegangen. Was für Ereignisse waren seitdem durch die Welt gegangen, und noch stand alles so, wie er es verlassen hatte; sogar das Pferd war da, ausgestopft, welches er in der Schlacht bei Lützen ritt. Auch auf der alten Moldaubrücke stand ich, da, von wo Johann v. Pomuck (Nepomuk) auf Kaiser Wenzels Befehl hinuntergestürzt worden war. In Wien, wo wir freundlich vom Kaiser und seiner Gemahlin empfangen wurden, wohnten wir die ganze Zeit unseres Aufenthaltes in Hetzendorf, nicht weit von Schönbrunn, und jeden Morgen, ehe ich zur Ausstellung fuhr, ging ich mit meinen Eltern im Garten und Park von Schönbrunn spazieren. Auch hier wieder historischer Boden, wenn auch nicht angenehme Erinnerungen erweckend an die Zeit Napoleons I. Die Eröffnung der Ausstellung war recht feierlich, und die riesengroße Rotunde, in welcher sie stattfand, und in welche der Dom des Sankt Peter hineingeht, war wohl bestimmt, einen mächtigten Eindruck zu machen. Ich kann natürlich nicht erzählen, was ich alles gesehen, gehört und gemacht habe; genüge es zu sagen, daß ich alle Tage 4 - 5 Stunden in der Ausstellung zubrachte; über das, was ich gesehen, habe ich ein Tagebuch geführt. |
Der junge 15jährige Kronprinz und ich, wir waren sehr gute Kammeraden geworden, wir haben manchen Spaziergang und manchen Ausflug zusammen gemacht, das den Bau unserer Freundschaft fest geknüpft hat. Nach 14 Tagen reiste ich wieder nach Haus. | Der junge 15jährige Kronprinz und ich waren sehr gute Kameraden geworden, und wir haben manchen Ausflug und manchen Spaziergang zusammen gemacht. Nach 14 Tagen reiste ich nach Haus, während meine Eltern nach Italien reisten. |
Den ganzen Herbst hindurch und den ganzen Winter vermehrte sich der Unterricht so daß er oft bis 7 oder 8 Uhr Abends dauerte, und ich kaum eine Stunde zum Ausgehn fand. Diese wurde im Frühjahr 1874 und im ersten Theil des Sommers auch so fortgesetzt, und nur in den Hundstagen eine Pause gemacht, mit Ausnahme des Confirmanden Unterrichts, welcher auch im Seebad Scheweningen fortgesetzt wurde, in welchem ich auch den Livius zu lesen begann. Nach meiner Rückkehr setzte ich die Arbeiten wieder fort bis zum 1. September 1874. An diesem Tage wurde ich eingesegnet, <Seite 19> zu welcher Feierlichkeit auch mein Onkel der Prinz von Wales von England herüberkam. | Den ganzen Herbst (1873) hindurch und den ganzen Winter akkumulierte sich der Unterricht immer mehr bis 7 oder 8 Uhr abends, daß ich kaum eine Stunde zum Ausgehen hatte. Dies ging im Frühjahr und ersten Teil des Sommers ( 1874) auch so, nur in den Hundstagen wurde die letzte Ruhepause gemacht und zu einer Reise nach Scheveningen in Holland benutzt. |
Meine Einsegnung hatte mich herrlich gestärkt und mit neuen Kräften versehn, und ich blickte mit fester Zuversicht und festem Gottvertrauen in die Zukunft. | Meine Einsegnung hatte mich herrlich gestärkt und mit neuen Kräften versehen, und ich blickte mit fester Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft. |
Damals gleich nach meiner Einsegnung hörte ich zum ersten Male, daß ich nach Cassel auf das Gymnasium kommen sollte, und dieser Gedanke war, um die Wahrheit zu sagen, mir nicht sehr angenehm. Denn ich sagte mir, daß ich nun unter hunderte von ganz fremden Knaben kommen, daß ich von ganz fremden Lehrern unterrichtet, und beurtheilt werden sollte; und fürchtete natürlich, ich möchte ihnen mißfallen, oder nur als halber Mensch angesehn werden. Und diese Gedanken folgten mir auf der Harzreise, welche ich bald nach meiner Einsegnung mit meinem Bruder und zwei Kameraden unternahm, immer nach und beschäftigten mich. | |
Als ich nun zum ersten Male Cassel vom Sondershäuser Berg aus vor mir hingestreckt <Seite 20> liegen sah, stiegen alle diese Gedanken mit doppelter Macht in mir auf; da aber dachte ich an meine Einsegnung und an das Lied, mein lieblings Lied, welches dabei gesungen worden war: "Ein feste Burg ist unser Gott ein gute Wehr und Waffen", und die Zweifel und Gedanken verschwanden wie böse Gespenster oder Spuckgestalten. | Als ich zum ersten Male Kassel vom Sondershäuser Berg vor mir liegen sah, stiegen alle diese Gedanken mit doppelter Macht in mir auf, da aber dachte ich an meine Einsegnung und an das Lied, welches dabei gesungen worden war: "Ein' feste Burg ist unser Gott", und die Zweifel und Gedanken verschwanden wie böse Gespenster oder Spukgestalten. |
Ich hatte mich bald in Cassel eingelebt und wurde von meinem zukünftigen Ordinarius für die Ober-Secunda vorbereitet, denn wir waren noch vor Anfang der Michaelisferien angekommen, so daß ich eine gute Zeit zur Vorbereitung vor mir hatte. Als nun endlich der Tag des Eintritts kam und ich mit meinem Ordinarius auf den Schulhof kam, da war es mir keineswegs wohl zu Muthe, und ich fühlte mich sehr unbehaglich. Denn ich wußte, daß Jedermann mich ansah und, wie die Welt es immer thut, nach dem Aussehn gleich das Urtheil fällte; und doch konnte ich keinem ordentlich ins Gesicht sehn, da ich noch dazu sehr blöd war. Aber beinah noch heißer wurde <Seite 21> mirs zu Muthe, als der Herr Director mich in meine Klasse - die Obersecunda - führte und zu mir einige ermunternde Worte sprach, denn nun stand ich dicht vor den Knaben, und sie konnten meine Mängel und Fehler sehn. Darum war es für mich ein großes Glück, daß ich während der Spaziergänge in den Ferien mehrere Schüler aus meiner Klasse kennen lernte, denn da waren doch einige bekannte Gesichter unter den vielen fremden vorhanden, und die waren genug um meine Blödigkeit zum Theil zu vertreiben. Allein ich war an jenem Tage froh, als ich nach der Hora aus der Schule wieder nach Hause kam; aber diese Gefühle machten glücklicherweise bald anderen Platz. |
Ich war kaum eine Woche in der Schule gewesen, so fühlte ich mich so zu Hause in der Klasse und war so schnell mit meinen Kameraden vertraut geworden, daß es mir vorkam als ob ich nie anders als in der Klasse meinen Unterricht genossen hätte. Gerade auch der Schriftsteller, den wir lasen, entsprach meinen Hoffnungen und Wünschen; die lebhafte <Seite 22> genaue Darstellung der Ereignisse, die treffende Charakteristik der in den erzählten Ereignissen vorkommenden Personen machten mir die Lectüre Sallusts beinahe zum anziehendsten, welche ich von den römischen Schriftstellern gelesen habe. Später lasen wir eine Rede Ciceros "pro lege Manilia" oder "de imperio Cn. Pompeji", welche, obgleich ich kein Freund von Cicero bin, ich für die einzige halte, in der er weniger von sich als vom Gegenstand seiner Rede spricht. Im griechischen lasen wir den Homer; da frischte ich alle meine Vorstellungen in wohlthuender Weise wieder auf; die schönen Gleichnisse aus der Natur, die Schilderungen der Helden, ihrer Thaten und Kämpfe, das alles war es, was mich hinriß und mich unwiderstehlich an dem Homer fesselte. Und nun kam noch die schöne äußere Form des Gedichtes hinzu; die einfachen und doch großartigen Hexameter, wie vortrefflich erschienen dieselben geeignet, die großen Ereignisse wiederzugebn, welche sie schildern sollen. Ich finde und bleibe dabei, daß nichts über die <Seite 23> griechische Sprache geht, und in der griechischen Sprache nichts über den Homer und zwar über seine Ilias. | Ich war kaum eine Woche in der Schule gewesen, so fühlte ich mich so zu Hause in der Klasse (es war die Obersekunda) und war so schnell vertraut geworden mit meinen Kameraden, daß es mir vorkam, als ob ich nie anders als in der Klasse meinen Unterricht genossen hätte. Gerade der Schriftsteller, welchen wir lasen, entsprach meinen Hoffnungen und Wünschen; die lebhafte genaue Darstellung der Ereignisse, die treffende Charakteristik der in den erzählten Ereignissen vorkommenden Personen machten mir die Lektüre zu dem Anziehendsten, was ich von den Werken Sallusts gelesen habe. Später lasen wir eine Rede Ciceros "pro lege Manilia" oder "de imperio Cn. Pompeji", welche ich für die einzige halte, in welcher Cicero weniger von sich als vom Gegenstand seiner Rede spricht. Im Griechischen lasen wir den Homer, da frischte ich alle meine alten Vorstellungen von dem antiken Griechentum in wohltuender Weise wieder auf. Die schönen Gleichnisse aus der Natur, die Schilderungen der Helden, ihrer Taten und Kämpfe, das alles war es, was mich hinriß und mich unwiderstehlich an dem Homer fesselte. Und nun kam noch die schöne äußere Form des Gedichtes hinzu, die einfachen und doch großartigen Hexameter; wie vortrefflich erschienen dieselben geeignet, die großen Ereignisse wiederzugeben, welche sie schildern sollen! Ich finde und bleibe dabei, daß nichts über die griechische Sprache geht, und in der griechischen Sprache nichts über den Homer. |
Zu Ostern wurde ich mit meiner Klasse in die Unterprima versetzt. Hier begannen wir beim Herrn Director die Lectüren des Horaz, eines Dichters, für welchen wir alle schon nach wenigen Tagen begeistert waren, und in welchem wir endlich den größten römischen (Schrift) Dichter kennen lernten. Da außerdem mit der Erklärung der Oden auch etwas Kunstgeschichte verbunden war, so war es für mich doppelt interessant, weil ich die Kunstgeschichte sehr gern hatte, und manches Neue dabei lernte. Hierbei kamen mir die Vorträge des Professor Bötticher vom Berliner Museum über die Architektur und Bildhauerkunst sehr zu statten, und ich kann ihm nicht dankbar genug sein, daß er mir so vieles Neues gelehrt hat. Ich hatte von jeher die hellenische Bildhauerkunst gern gehabt, da ich sehr früh schon in das Museum zu Berlin geführt worden war um die hellenischen Bildsäulen <Seite 24> anzusehn; und bald waren es bestimmte Statuen, die meine Lieblingsbilder waren. Es war dies die eine Bildsäule des Achilleus, den ich ja ganz besonders lieb hatte, und die Aeginetengruppe, weil das die einzigen Bildsäulen waren, welche hellenische Waffen trugen, und das war es genau, was ich suchte. Zu der Zeit las ich in einem Erzählungsbuch die Ilias, und wollte nun, wenn ich die Beschreibung von den Waffen eines Helden gelesen hatte, auch sehn wie dieselben wohl ausgesehn hätten. Besonders war es mir um die mit mächtigen Roßschweifen gezierten Helme zu thun, und deren gab es eine ganze Reihe bei den Aegineten. Aber völlig befriedigten mich diese auch nicht. Daher machte mir mein Vater eine sehr große Freude, als er mir zwei griechische Helden der Ilias (den Achilleus und Patroklos) in gebrannter Erde mit der ganzen vollen Ausrüstung schenkte; ich konnte mich nicht satt an denselben sehn, und jedesmal wenn <Seite 25> ich die Ilias las oder mir daraus vorgelesen wurde, so hatte ich die beiden Figuren vor mir stehn. | Zu Ostern wurde ich mit meiner Klasse in die Unterprima versetzt. Hier begannen wir beim Herrn Direktor die Lektüre des Horaz, eines Dichters, für welchen wir alle nach wenigen Tagen schon begeistert waren, und in welchem wir endlich den größten römischen Schriftstellers kennen lernten. Da außerdem mit der Erklärung der Oden auch etwas Kunstgeschichte verbunden war, so war es für mich doppelt interessant, weil ich die Kunstgeschichte sehr gern hatte und weil ich manches Neue dabei lernte. Hierbei kamen mir die Vorträge des Professor Bötticher vom Berliner Museum über die Architektur und Bildhauerkunst der Griechen und Römer sehr zustatten, und ich kann ihm nicht dankbar genug sein, daß er mir so vieles Neues gelehrt hat. Ich hatte von jeher die griechische Bildhauerkunst gern gehabt, da ich sehr früh schon in das Museum zu Berlin geführt worden war, um die griechischen Bildsäulen anzusehen, und bald waren es bestimmte Statuen, die meine Lieblingsbilder wurden. Es waren dies eine Bildsäule des Achilleus, welchen ich ja e.anz besonders lieb hatte, und die Aginetengruppe, weil das die einzigen Bildsäulen waren, welche griechische Waffen trugen, und das war es gerade, wonach ich suchte. Zu der Zeit las ich in einem Erzählungsbuche die Ilias und wollte nun, wenn ich die Beschreibung von den Waffen eines Helden gelesen hatte, auch sehen, wie dieselben ungefähr wohl ausgesehen hätten. Besonders war es mir um die mit Roßschweifen gezierten Helme zu tun, und deren gab es eine ganze Reihe bei den Ägineten. Sehr erfreute mich mein Vater, als er mir zwei griechische Helden der Ilias (den Achilleus und Patroklos) in gebrannter Erde mit der ganzen vollen Ausrüstung schenkte; ich konnte mich nicht satt an denselben sehen und jedesmal, wenn ich die Ilias las oder mir daraus vorgelesen wurde, so hatte ich die beiden Figuren vor mir stehen. |
In der Klasse lasen wir ferner den Cicero, und zwar das fünfte Buch der Tusculanen, ich fand diese zwar zuerst nicht sehr anregend aber gegen das Ende hin wurde diese Lectüre doch angenehmer. Aber nach diesem Buch lasen wir den Orator. Bei diesem Werk ging was ich bei der Rede pro lege Manilia und bei den Tusculanen an Liebe zum Cicero gewonnen hatte, schon nach den ersten Kapiteln schnell verloren. Ich habe noch nie ein so trockenes, schwerverständliches Buch gelesen, das so gar nichts bietet, was man für sich hätte gebrauchen können. Denn wenn ich einen Schriftsteller lese, so wünsche ich etwas, ich könnte sagen, eine Quintessenz dessen, was er geschrieben hat, für mich zu behalten und zu bewahren für das Leben. Dieses war mir jedoch bei jener Schrift mit dem besten Willen <Seite 26> nicht möglich; ich fand nichts als eine endlose Menge von Perioden und Phrasen mit einerListe von Rednern und Sophisten, die mich alle mehr oder weniger gar nicht interessierten. | In der Klasse lasen wir im Lateinischen ferner den Cicero, und zwar das fünfte Buch der "Tusculanen"; ich fand dieses zwar zuerst nicht sehr anregend, aber gegen das Ende hin wurde diese Lektüre doch angenehm. Aber nach diesem Buch lasen wir den "Orator". Bei diesem Werk ging, was ich bei der Rede "pro lege Manilia" und bei den "Tusculanen" an Liebe zum Cicero gewonnen hatte, schon nach den ersten 10 Kapiteln schnell verloren. Ich habe noch nie ein so trockenes, schwer verständliches, wenig Liebe zum Autor erweckendes Buch gelesen, das so gar nichts bietet, was man sich hätte zueignen oder was man für sich hätte gebrauchen können. Denn wenn ich einen Schriftsteller lese, so wünsche ich etwas, ich könnte sagen, eine Quintessenz dessen, was er geschrieben hat, für mich zu behalten und zu bewahren für das Leben. Dieses war mir jedoch bei jener Schrift mit dem besten Willen nicht möglich; ich fand nichts als eine endlose Menge von Perioden und Phrasen mit einer Liste von Rednern und Sophisten, die mich alle mehr oder weniger gar nicht interessierten. |
Um so mehr wurde ich im Griechischen entschädigt durch das Lesen des Demosthenes. Staunen und Bewunderung erfüllten mich, wenn ich den gewaltigen Mann im Geiste ansah, wie er in der Jugend in unglücklichen Verhältnissen aufgewachsen, sich emporarbeitete und emporrang bis zum gewaltigen und berühmten Redner, den es je gegeben, denn noch jetzt richten sich die Redner nach ihm. Alle Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten, besiegte er; sowohl die seines Organs als die, welche seine Feinde ihm bereiteten. Und nun seine Rede. Klar, einfach, wahr; ohne große Prahlerei von seinen Verdiensten oder Thaten, immer nur die Sache, um die es sich handelt im Auge; nie, auch nicht ein einziges mal, spricht er von sich, wie Cicero es thut. Der größte Beweis dafür, daß er ein großer Redner war, ist doch wohl <Seite 27> der, daß, nachdem er gesprochen hatte, die Athenischen Heere in den Kampf, in den Tod fürs Vaterland zogen. Bei seinen Reden wandte Demosthenes auch nicht feingedrechselte Perioden und Phrasen an, nein frisch von der Leber weg sprach er, was er auf dem Herzen hatte, sagte den Athenern oft auch derbe Wahrheiten ins Gesicht. Und darum gefällt er mir auch so sehr, und deshalb verachte ich den neben ihn kleinlich aussehenden Cicero immer mehr, je mehr ich mich in den Demosthenes vertiefe. Auch mein Enthusiasmus für den Horaz ging nach und nach verloren. Je mehr Oden ich las, um so mehr lernte ich den Charakter dieses Dichters kennen, wenn man sich den Horaz in die Jetztzeit versetzt dächte, so würde man ihn auf die Unterste Stufe der Genußmenschen stellen | Um so mehr wurde ich im Griechischen entschädigt durch das Lesen des Demosthenes. Staunen und Bewunderung erfüllten mich, wenn ich den gewaltigen Mann im Geiste ansah, wie er in der Jugend in unglücklichen Verhältnissen aufgewachsen, sich emporarbeitete und emporrang bis zum gewaltigsten und berühmtesten Redner, den es je gegeben, denn noch jetzt richten sich die Redner nach ihm. Alle Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten, besiegte er, sowohl die seines Organs als die, welche seine Gegner ihm bereiteten. Und nun seine Rede! Klar, einfach, wahr; ohne große Prahlerei von seinen Verdiensten oder Taten, immer nur die Sache, um welche es sich handelt, im Auge; nie, auch nicht ein einziges Mal spricht er von sich selbst. Der größte Beweis dafür, daß er ein großer Redner war, ist doch wohl der, daß, nachdem er gesprochen hatte, die athenischen Heere in den Kampf, in den Tod marschierten. Bei seinen Reden wandte Demosthenes auch nicht feingedrechseite Perioden und Phrasen an, nein, frisch von der Leber weg sprach er, was er auf dem Herzen hatte, er sagte den Athenem oft auch derbe Wahrheiten ins Gesicht. Und darum gefiel er mir auch so sehr und deshalb verachtete ich den neben ihm kleinlich aussehenden Cicero immer mehr, je mehr ich mich in den Demosthenes vertiefte. Auch mein Enthusiasmus für den Horaz ging nach und nach verloren. Je mehr Oden ich las, um so mehr lernte ich den Charakter des Dichters kennen. Wenn man sich den Horaz in die Jetztzeit versetzt dächte, so würde jeder anständige Mensch sich schämen, mit ihm zusammen zu gehen, und noch weniger würde es einem anständigen Menschen einfallen, ihn zu sich zu Tisch zu laden. |
Der Geschichtsunterricht betraf auch gerade mein Lieblingsthema, nämlich die Geschichte des Mittelalters; zu Hause las ich im Kohlrausch und Menzel das nach, was wir in der Schule durchgenommen hatten. Auch bildete <Seite 28> ich mit einigen Kammeraden ein Geschichtskränzchen zur Repetition der ganzen Geschichte, der alten Zeit und des Mittelalters; im Kränzchen wurden auch freie Vorträge gehalten, und diese von den jedesmaligen Zuhörern censirt und protokollirt. Neben dem Demosthenes haben wir auch noch die Elektra gelesen des Sophokles; welch ein Geist lebt in diesem Stück, welch ein tiefes sittliches Gefühl ist in den Chorliedern und in den Reden, und welch eine Innigkeit des Gemüths ist in dem Charakter der Electra vertreten. Bei diesem Stück lernte ich wieder viel Neues in Bezug auf das hellenische Schauspiel, sowohl was den Bau des Theaters angeht, als auch was die Einrichtung der Bühne, die Zahl und die Bekleidung der Schauspieler und ihr Spiel betrifft. Auch da kamen mir die Vorträge des trefflichen Professor Bötticher über das hellenische Theater und Schauspiel sehr gelegen. | Der Geschichtsunterricht betraf auch gerade mein Lieblingsthema, nämlich die Geschichte des Mittelalters; zu Hause las ich im Kohlrausch und Menzel das nach, was wir in der Schule durchgenommen hatten. Auch bildete ich mit einigen Kameraden ein Geschichtskränzchen zur Repetition der ganzen Geschichte der alten Zeit wie des Mittelalters; im Kränzchen wurden auch freie Vorträge gehalten und diese von den jedesmaligen Zuhörern zensiert und protokolliert. Neben dem Demosthenes lasen wir in der Klasse auch die Elektra des Sophokles; welch ein Geist lebt in dem Stück, welch ein tiefes sittliches Gefühl ist in den Chorliedern und in den Reden und welch eine Innigkeit des Gemüts ist in dem Charakter der Electra vertreten! Bei diesem Stück lernte ich wieder viel Neues in bezug auf das hellenische Schauspiel, sowohl was den Bau des Theaters angeht, als auch was die Einrichtung der Bühne, die Zahl und Bekleidung der Schauspieler und ihr Spiel betrifft. Auch da kamen mir die Vorträge des trefflichen Professor Bötticher über das hellenische Theater und Schaupiel sehr gelegen. |
Zu Ostern kamen wir in die Oberprima. Hier lasen wir des Horaz Satiren, die mich in meiner vorher ausgesprochnen Meinung bestärkten. <Seite 29> Im Lateinischen lasen wir ferner die Rede des Cicero "pro Sestio", welche er ganz mit Fug und Recht "pro Cicerone" hätte betiteln können, denn der P. Sestius wird kurz hier und da einmal erwähnt, sonst aber handelt die Rede vorzusweise von der allgemeinen Trauer des "populus Romanus" über "Ciceros" Verbannung, von großartigen Schimpfreden auf den Clodius und seine Banden, und zuletzt von der Freude des "populus Romanus" als er der "Cicero" wieder zurückberufen ward! Und da soll man den eitlen prahlsüchtigen Schönredner nicht verachten, wenn man daneben den herrlichen Demosthenes hat?! | Zu Ostern kamen wir in die Oberprima. Hier lasen wir des Horaz Satiren, mir den Rest von Achtung, welchen die Oden mir übriggelassen hatten, schnell benahmen und ihn in meinen Augen in die unterste Stufe der Genußmenschen herabsetzten. Im Lateinischen lasen wir die Rede des Cieero "pro Sestio", welche er mit Fug und Recht "pro Cicerone" hätte betiteln können, denn der P. Sestius wird kurz hier und da einmal erwähnt, sonst aber handelt die Rede vorzusweise von der Trauer des populus Rornanus um den Clodius und seine Bande, und von der Freude des populus Romanus, als der Cicero wieder zurückberufen ward. Und da soll man den prahlsüchtigen Schönredner nicht verachten, wenn man daneben den herrlichen Demosthenes hat? |
In der Geschichte wurde das Zeitalter der Reformation und der Anfang des dreißigjährigen Krieges [durchgenommen]. Obwohl diese Periode höchst interessant ist, so habe ich sie nicht ganz so gern, weil schon der Anfang des Verfalls des deutschen Reiches sich bemerkbar macht, dagegen in der Ritterzeit das schöne "Heilige Römische Reich deutscher Nation", so recht in seiner Kraft und Fülle war und an der Spitze <Seite 30> der ganzen damaligen civilisirten Welt stand. | In der Geschichte wurde das Zeitalter der Reformation durchgenommen und der Anfang vom 30jährigen Krieg. Obwohl diese Periode höchst interessant ist, so habe ich sie doch nicht ganz so gern, weil schon der Anfang des Verfalls des deutschen Reiches sich bemerkbar macht, dagegen in der Ritterzeit das schöne Römische Reich deutscher Nation so recht in seiner Kraft und Fülle war und an der Spitze der ganzen damaligen zivilisierten Welt. |
Nichts durfte ohne Erlaubniß oder Mitwirken des Kaisers geschehn, und wehe dem, welcher den Zorn desselben auf sich lud; man denke an Heinrich I. und Otto II., der drei Päpste absetzte und drei andere nach einander wieder einsetzte, ohne Jemanden zu fragen und ohne, daß sich ihm Jemand entgegenzusetzen wagte; man denke an Friedrich I. und die Mailänder, die seine Strafe schwer genug fühlen mußten. Darum ist mein Wunsch und sei es der eines jeden deutschen Patrioten: Möge der Herr das neue deutsche Reich, einst wieder zur alten Macht erheben, ihm Friede und Wohlfahrt schenken, und vor allem, Gott schütze unseren Kaiser. |
Anmerkungen:
[17] Kaiser Wilhelm II., Aus meinem Leben 1859-1888, Leipzig 1928.
[18] Weder im Haus Doorn, das die Archivalien des Kaisers ins Rijksarchief Utrecht abgegeben hat, noch im Rijksarchief Utrecht finden sich die für die Memoiren benutzen Unterlagen. Zwar gibt es einen Bestand Inv.nr. 241: Documents concerning "Aus meinem Leben", 1926-1928, doch er enthält nur Korrespondenzen und Zeitungsausschnitte; es sind ausschließlich Reaktionen auf das Buch des Kaisers.
[19] In seinen Lebenserinnerungen (S. 21) heißt es "in weiblichen Händen - in weiblichen, aber nicht übermäßig zarten!"
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