3. Cuno Raabe
Cuno Raabe, ehemaliges Mitglied der katholischen Zentrumspartei, gehört 1945 zum Gründerkreis der Christlich Demokratischen Union in Berlin um Andreas Hermes und Theodor Steltzer. Wie viele politisch engagierte Bürger möchte auch Raabe nach den Erfahrungen in der NS-Diktatur die konfessionellen Schranken zwischen Katholiken und Protestanten überwinden und die CDU als neue, christliche Sammlungspartei aufbauen. Raabe zieht bald in seine Heimatstadt Fulda, um hier in der Politik aktiv zu werden. Die hessische CDU kennzeichnet im Unterschied zu anderen Landesverbänden ein ausgesprochen sozialer Kurs, der einen "Sozialismus aus christlicher Verantwortung" einschließt und betriebliche Mitbestimmungsrechte der Arbeiter auch in wirtschaftlichen Fragen sowie die Sozialisierung von Großbetrieben vorsieht. Diese Programmpunkte erleichtern es den Christdemokraten, Ende 1946 mit der SPD eine große Koalition auf Landesebene einzugehen.
Eine große Herausforderung der Gründungsphase der hessischen CDU ist es, Katholiken und Protestanten unter dem Dach einer christlich orientierten Partei zu vereinen. Während die Partei bei protestantischen Wählern schwächelt, hat sie im katholisch geprägten Fulda guten Zuspruch. Die Stadtverordnetenversammlung wählt Raabe am 15. Juli 1946 einstimmig zum Oberbürgermeister Fuldas.
Eines der brennendsten Probleme ist die Wohnungsnot. Nach dem Krieg müssen Tausende Menschen in Ruinen, Kellern, Baracken oder Massenunterkünften hausen. Wie viele Städte ist auch Fulda durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. 8000 Wohnungen sind zerstört. Landräte und Gemeinden bilden Kommissionen, die den vorhandenen Wohnraum erfassen und Obdachlose einweisen. Solche Maßnahmen beseitigen natürlich nicht die Ursachen der Wohnungsnot. Fehlende Baustoffe, Probleme mit der Infrastruktur, instabile Währung und Finanznot lassen den dringend erforderlichen Neubau von Wohnungen fast völlig erlahmen. Mitte 1946 verkündet die hessische Regierung ein Wohnungsnotbauprogramm, das Trümmerverwertung und Selbsthilfe anregt und rationelle Wohnhaustypen schafft. Das Land Hessen stellt dabei finanzielle Unterstützung bereit. Trotz aller Anstrengungen bringen erst die nach der Währungsreform aufgelegten Wohnungsbauprogramme der Bundesregierung ab 1950 durchschlagenden Erfolg.
Stellt kurz nach dem Krieg die Unterbringung der ansässigen Bürger schon große Probleme dar, so verschärft sich die Lage zusätzlich durch Flüchtlinge, Evakuierte und Displaced Persons (DPs), die untergebracht werden müssen. Die Nationalsozialisten hatten Millionen Zivilisten während des Krieges verschleppt und als kostenlose Arbeitskräfte ausgebeutet. Nach ihrer Befreiung durch die Alliierten warten diese Ausländer auf die Rückkehr in ihre Heimat. Die DPs werden unter die Aufsicht der Militärregierung gestellt und in Lagern, Kasernen oder anderen Gebäuden untergebracht. In Fulda beträgt die Zahl der DPs insgesamt 12.000. Die meisten von ihnen leben in Kasernen und beschlagnahmten Wohnungen.
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