2. August Martin Euler
August Martin Euler wird am 25. Oktober 1945 von der US-Militärregierung als kommissarischer Landrat des Kreises Hersfeld eingesetzt. Politisch hält die Militärregierung Euler für geeignet, da er sich 1944 geweigert hatte, der NSDAP beizutreten und aus diesem Grund als Jurist bei der IG-Farben entlassen wurde. In der Funktion als Landrat hat Euler mit den typischen Problemen der Region zu kämpfen.
Hersfeld gehört zu den vielen Orten Nordhessens, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre zentrale Lage in Deutschland einbüßen und durch die Entstehung der Besatzungszonen in eine Randlage geraten. Fünf weitere Landkreise des Regierungsbezirks Kassel liegen direkt an der Grenze zur Sowjetischen Besatzungszonengrenze, die für lange Zeit ganz verschlossen sein wird: Eschwege, Fulda, Hünfeld, Rotenburg und Witzenhausen. Die Verkehrs- und Wirtschaftsverbindungen nach Osten reduzieren sich auf ein Minimum - bis sie ganz abbrechen.
Die wirtschaftliche Situation wird zusätzlich durch die hereinströmenden Heimatvertriebenen erschwert. Sie werden vorrangig in ländlichen Gebieten untergebracht, da hier der Zerstörungsgrad niedriger ist als in den zerbombten Städten Hessens. In den Kreis Hersfeld gelangen bis zum 8. Oktober 1946 rund 14.800 Flüchtlinge und 4.000 Evakuierte, die zunächst in den Flüchtlingsauffang- und Flüchtlingsdurchgangslagern Herfa und Nippe eine Unterkunft finden. Die Bevölkerungsdichte steigt im Kreis Hersfeld von rund 98 (Mai 1939) auf rund 137 (Oktober 1946) Einwohner je qkm.
Nach den Kommunalwahlen vom 28. April 1946 wird Euler als Landrat nicht bestätigt und konzentriert sich nun auf die Landes-, dann auch auf die Bundespolitik. Euler, Kasseler Liberal-Demokrat (LDP), gehört zu den Gründungsmitgliedern der LDP auf Landesebene am 29. Dezember 1945. Er wird 1946 zunächst Landesgeschäftsführer, nach dem LDP-Parteitag am 20. und 21. Juni 1947 in Marbach/Kreis Marburg dann Landesvorsitzender. Sein Stellvertreter wird der Marburger Oberbürgermeister Karl-Theodor Bleek. Die LDP benennt sich erst Ende Dezember 1948 in FDP um.
In Hessen fährt die Partei einen Konfrontationskurs gegen die Regierungskoalition aus Sozial- und Christdemokraten. Eulers liberal-konservative Linie wendet sich gegen die Sozialisierung, kritisiert scharf die Entnazifizierung und bietet somit vor allem bürgerlichen Wählern eine Alternative zu CDU und SPD. An den Wahlergebnissen erkennt man den wachsenden Erfolg der Partei: bei der Landtagswahl 1946 erhält sie 15,7%, bei der Kommunalwahl 1948 21,6% und bei der Bundestagswahl 1949 gar 28,1% der Stimmen.
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