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Privilegien, Pogrome, Emanzipation: Deutsch-jüdische Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart
 «  18 Der "Berliner Antisemitismusstreit" (1879-1881) und der " Verein zur Abwehr des Antisemitismus" (VAA) (Bsp. Marburg 1891/92)  » 

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Dokument 9.4
Probenummer der Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, 21. Oktober 1891.
Urheber
Datum
21.10.1891
Bestand/Sign.
Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, 1 (1891), S. 1, elektronischer Zugriff: http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/abwehr/start.html
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pdf_download Probenummer der Mitteilungen 1 (1891), S. 1

Der „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ (VAA) wurde im Frühjahr 1890 von Vertretern des liberalen Bürgertums als Reaktion auf die wachsende Verbreitung des Antisemitismus gegründet. Der Verein zählte zu Beginn der 1890er Jahre im gesamten Kaiserreich zwischen 12.000 und 14.000 Mitglieder. Zu den renommiertesten Mitgliedern gehörte der Historiker Theodor Mommsen, der Philosoph Heinrich Rickert, die Politiker Otto Landsberg (SPD) und Hugo Preuß (später DDP) sowie der Schriftsteller Heinrich Mann. Die bekanntesten Marburger Mitglieder waren Dr. Georg Winter und Prof. Dr. Edmund Max Stengel.

Wie die Bezeichnung des Vereins nahe legt, konzentrierten sich der VAA auf die Bekämpfung und Eindämmung der antisemitischen Bewegungen im Kaiserreich. Man setzte sich für die Durchsetzung und Einhaltung der seit 1869 rechtlich zugesicherten Emanzipation der Juden ein, deren Abschaffung die Antisemiten immer wieder forderten. Zum wichtigsten Plattform der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus wurde die 1891 gegründete Zeitschrift „Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ (ab 1925: „Abwehrblätter“), die Vereinsmitglieder und sonstigen Leser wöchentlich über das Vorgehen der Antisemiten im Kaiserreich informierte. Die Strategie des VAA zielte in erster Linie auf die argumentative Widerlegung unsinniger Behauptungen der Antisemiten ab, wie den Ritualmordvorwurf oder die These von der jüdischen „Güterschlächterei“, womit die Antisemiten den Juden vorwarfen, gezielt auf die Zerstörung des deutschen Bauernstandes hinzuarbeiten.

Nach der Machtübernahme der Nazionalsozialisten 1933 war der VAA gezwungen, seine Arbeit einzustellen.

Im Folgenden wurden einige Artikel aus den Mitteilungen ausgewählt, die die politisch-ideelle Grundausrichtung des Vereins darstellen sollen. Dazu ist anzumerken, dass sich in den Mitteilungen nur mit sehr viel Mühe eine einheitliche, widerspruchsfreie Weltanschauung heraus lesen lässt, da die Redaktion der Mitteilungen darauf bedacht war, möglichst viele unterschiedliche Meinungen zu den Leitthemen (Antisemitismus, Bekämpfung des Antisemitismus, Judentum) zu Wort kommen zu lassen, solange sie unter dem Dach „Ablehnung des Antisemitismus“ subsumiert werden konnten. Entsprechend dieses Meinungspluralismus sind die Beiträge in der Vereinszeitung des VAA sehr vielfältig, aber mitunter sehr widersprüchlich. Darunter litt eine eindeutige Stellungnahme zum Ort der Juden in der deutschen Gesellschaft des Kaiserreichs, da die Redaktion  eine  Klärung der Widersprüche stets umging. Die Mitteilungen verpassten es, eine ausführliche und offene Debatte über die Stellung des Judentums in einem sich über das Christentum definierenden deutschen Kultur zu führen, was die Durchschlagskraft der Aktionen des VAA eindeutig schmählerte. Inwiefern  allerdings eine solche Debatte vor dem soziokuturellen Hintergrund des deutschen Bürgertums Ende des 19. Jahruhunderts überhaupt möglich war, ist eine andere Frage.


Arbeitsaufträge:  

  1. Stellen Sie die Ziel und Grundsätze der Mitteilungen bzw. des VAA fest.
  2. Auf welche Weise wollen die Mitteilungen den Antisemitismus bekämpfen?
  3. Wie ordnen die Mitteilungen die Emanzipation der Juden in die deutsche Geschichte ein? Warum gilt es sie gegen Angriffe der Antisemiten zu schützen?

Sebastian Haus




Bearbeiter: sh — URL dieses Dokuments: http://digitales-archiv-marburg.de/index.php?doc=9104 — URL dieser Ausstellung: http://digitales-archiv-marburg.de/index.php?exp=247
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