Dokument 9
Erläuterung der Judenordnung Landgraf Philipps von 1539, Kassel 1. April 1543
Urheber
Landgraf Philipp von Hessen
Datum
01.04.1543
Bestand/Sign.
Friedrich Battenberg, Judenverordnungen in Hessen-Darmstadt, Wiesbaden 1987, S. 62-63
Erläuterung der Judenordnung von 1539, Kassel 1. April 1543
Druckexemplar: StadtA Alsfeld, Abt. XIII (= StA Darmstadt, E 3 A Nr. 36/1; Kopie). Späterer Druck: Günther, S 78-80.
Philips von Gots Gnaden Landtgrave zü Hessen (...). Lieben getrewen. Wiewol wir hievor eyn Ordnung der Juden halben, welcher gestalt die in unsern Fürstenthumben und Landen gelitten werden solten, außgehn lassen und euch daruff befolhen, dieselbig Ordenung zu halten und zu hanthaben, so werden wir doch berichtet, das uber das an etlichen Orten in unsern Landen Judden seien, welche sich solcher unser Ordenung gar nit gehalten und also durch die Amptsbevelhaber darinne farlessig gehandelet werden sol, alles derselbigen unser Ordnung zu Verachtunge, unserer christlichen Religion zu Hön und Schimpf, darab wir dan nit gering Mißfallen tragen. Und wöllen uns hiemit die Straf gegen dieselbigen farlessigen Amptleute vorbehalten und euch darbei nochmals bei ewern Eyden und Pflichten, damit ir uns verwant seit, ernstlich bevolhen haben, das ir ob unser Ordenung stracks haltet.
[1] Nemlich und erstlich sollen die Juden sampt iren Weibern und Kindern, so uber acht Jar alt sein, in alle Predige gehn und das Wort Gottes fleissig hören. Und sollen Pfarher, Helfer und Opferman an dem Ort, da die Judden wonen, bei iren Gewissen Achtung daruff geben. Und als oft die Juden, ire Weib und Kindere, die Predig versaumen, dasselb uffzeychnen und es fürter den Amptleuten anzeygen, uff das sich dieselbigen laut voriger Ordenung und dises unsers Bevelhs zu gehalten wissen.
[2] Zum andern solt ir und der Pfarherr bei euch und wer sonst mehr des Verstand hat, alle der Juden Bücher besichtigen, und was ir befindet, das wider unsern christlichen Glauben ist, von Stund an verbrennen. Und an eynem Ort, da der Pfarherr kein Hebraisch kan, muß man die Bücher ghen Marpurg schicken und daselbst dar-von iudiciren lassen. Die Biblia aber sol in keynen Weg verbrennet werden.
[3] Zum dritten solt ir Gelübt und Eyde von den Judden nemen, das sie von unser Religion und Glauben nicht spöttisch reden noch mit yemants darwider disputiren, und sonderlich, das sie Christum, unsern Erlöser, desgleichen Mariam und die Christen nit lestern, verfluchen oder spöttisch von inen reden wöllen.
[4] Zum vierten solt ir daran sein, dz sie gar keynen Wucher nemen, wenig oder vil. Und damit im selbigen nichts ubersehen werde, so sollen sich unsere Amptleuthe darvon fleissig erkündigen. Und welcher Jude, es sei Weib oder Gesinde, im selbigen strafbara befunden würdet, der oder die sollen vierzehen Tage mit dem Thurn, darzu umb zehen Gulden gestraft werden. Solcher zehen Gülden sollen drithalber dem Amptman oder Amptknechte, welcher die Sach straft, und drithalber demjenigen, welcher den Judden angeben würde, bezalt und zugestelt werden, und sonst in allen Puncten unsere Ordenung halten.
[5] Item es sol keyn Jude durch sich oder sein Gesinde in unserm Lande Goldthaler oder silbern Müntz uffwechseln und widerverwechseln oder zerbrechen, Weißpfenninge oder andere gemischste Müntz uffwechseln und damit Wechsel treiben, noch solche in eyniche Müntz liffern oder eynichen Handel damit uben. Welcher aber das hierüber thun würde, der sol an seinem Leib und Leben gestraft werden.
[6] Welchem Juden nun das nit gelegen sein wil, der mag sich an eynem andern Ort seines Besten versehen. Druckexemplar: StadtA Alsfeld, Abt. XIII (= StA Darmstadt, E 3 A Nr. 36/1; Kopie). Späterer Druck: Günther, S 78-80.
Philips von Gots Gnaden Landtgrave zü Hessen (...). Lieben getrewen. Wiewol wir hievor eyn Ordnung der Juden halben, welcher gestalt die in unsern Fürstenthumben und Landen gelitten werden solten, außgehn lassen und euch daruff befolhen, dieselbig Ordenung zu halten und zu hanthaben, so werden wir doch berichtet, das uber das an etlichen Orten in unsern Landen Judden seien, welche sich solcher unser Ordenung gar nit gehalten und also durch die Amptsbevelhaber darinne farlessig gehandelet werden sol, alles derselbigen unser Ordnung zu Verachtunge, unserer christlichen Religion zu Hön und Schimpf, darab wir dan nit gering Mißfallen tragen. Und wöllen uns hiemit die Straf gegen dieselbigen farlessigen Amptleute vorbehalten und euch darbei nochmals bei ewern Eyden und Pflichten, damit ir uns verwant seit, ernstlich bevolhen haben, das ir ob unser Ordenung stracks haltet.
[1] Nemlich und erstlich sollen die Juden sampt iren Weibern und Kindern, so uber acht Jar alt sein, in alle Predige gehn und das Wort Gottes fleissig hören. Und sollen Pfarher, Helfer und Opferman an dem Ort, da die Judden wonen, bei iren Gewissen Achtung daruff geben. Und als oft die Juden, ire Weib und Kindere, die Predig versaumen, dasselb uffzeychnen und es fürter den Amptleuten anzeygen, uff das sich dieselbigen laut voriger Ordenung und dises unsers Bevelhs zu gehalten wissen.
[2] Zum andern solt ir und der Pfarherr bei euch und wer sonst mehr des Verstand hat, alle der Juden Bücher besichtigen, und was ir befindet, das wider unsern christlichen Glauben ist, von Stund an verbrennen. Und an eynem Ort, da der Pfarherr kein Hebraisch kan, muß man die Bücher ghen Marpurg schicken und daselbst dar-von iudiciren lassen. Die Biblia aber sol in keynen Weg verbrennet werden.
[3] Zum dritten solt ir Gelübt und Eyde von den Judden nemen, das sie von unser Religion und Glauben nicht spöttisch reden noch mit yemants darwider disputiren, und sonderlich, das sie Christum, unsern Erlöser, desgleichen Mariam und die Christen nit lestern, verfluchen oder spöttisch von inen reden wöllen.
[4] Zum vierten solt ir daran sein, dz sie gar keynen Wucher nemen, wenig oder vil. Und damit im selbigen nichts ubersehen werde, so sollen sich unsere Amptleuthe darvon fleissig erkündigen. Und welcher Jude, es sei Weib oder Gesinde, im selbigen strafbara befunden würdet, der oder die sollen vierzehen Tage mit dem Thurn, darzu umb zehen Gulden gestraft werden. Solcher zehen Gülden sollen drithalber dem Amptman oder Amptknechte, welcher die Sach straft, und drithalber demjenigen, welcher den Judden angeben würde, bezalt und zugestelt werden, und sonst in allen Puncten unsere Ordenung halten.
[5] Item es sol keyn Jude durch sich oder sein Gesinde in unserm Lande Goldthaler oder silbern Müntz uffwechseln und widerverwechseln oder zerbrechen, Weißpfenninge oder andere gemischste Müntz uffwechseln und damit Wechsel treiben, noch solche in eyniche Müntz liffern oder eynichen Handel damit uben. Welcher aber das hierüber thun würde, der sol an seinem Leib und Leben gestraft werden.
[7] Und damit dise und vorige unsere Ordnunge richtig und starck gehalten werde, so wöllen wir eynen gemeynen Inquisitorem ordenen, welcher zum fürderlichsten in unsern Stetten umbherreiten und daruff sehen und erforschen solle, ob es von Juden und Amptleuten also gehalten werde. An welchem Ort es aber nit also gehalten würde, da soll er den Juden, als obgemelt, von unsernt wegen strafen und dem Amptknecht, was Stands der dan ist, dreissig Gülden zu Buß abheyschen. Gibt er die nit, so sol der Inquisitor solchs an uns pringen; als dan wöllen wir solchen Amptman oder Amptknecht umb das Duppel strafen.
[8] Welche Judden auch gereyd wider unser Ordenung gethon und die nit zusagen mit dem Eyd betewren und daruff eyn Eyd thun wolten, die sollen von Stund an auß dem Lande gejagt werden.
[9] Darumb laßt euch diße und andere unsere Bevelh und Ordenung bei ewern Eyden und Pflichten, damit ir uns, wie obgemelt, zugethon seit, mit Ernst angelegen sein, so lieb euch sei unsere ungnedige schwere und ernste Strafe zu vermeiden. Des wöllen wir euch also verwarnet haben.
[10] [Durchzugsverbot für Zigeuner]
Datum Cassel prima die mensis aprilis, anno a nativitate Christi millesimo quingentesimo quadragesimo tertio.
a Vorlage: starfbar.
Bearbeiter: Ne — URL dieses Dokuments: http://digitales-archiv-marburg.de/index.php?doc=8487
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