Bundesvertrag von Schmalkalden, 27. Februar 1531
Fabian, S. 350—352
Abgeschlossen auf sechs Jahre zwischen Kursachsen, Braunschweig-Lüneburg, Hessen, Anhalt, den Grafen zu Mansfeld und elf ober- und niederdeutschen Städten, darunter Straßburg, Ulm, Konstanz, Lübeck, Magdeburg, Bremen. Zugrundegelegt wurde der Text eines Bündnisses zwischen Zürich, Basel, Straßburg und Hessen vom November 1530 („Burgrecht" genannt), dessen erster Entwurf schon im Oktober 1529 bei dem Marburger Religionsgespräcb von Philipp dem Großmütigen aufgesetzt worden war. Vgl. auch das Speyrer Abkommen vom 22. April 1529 (Dok. Nr. ).
... Nachdem sich die Teuft dieser zeit hyn und wieder gleich sorglich, geschwinde und vorabe dergestalt erczaigen, zutragen und anschicken, als ob man begerte, diejenigen, so das hehl, clar, rayn und unvormackelet wort Gottes yn iren furstentumen, steten, landen und gebieten durch gnad und vorleihung des Almechtigen predigen und vorkündigen lassen, dordurch allerlay misbrauch abgestelt und vorendert, mit gewalt und der tat von solchem yrem cristlichen fürhaben zu dringen, und aber yhe ayner yden cristlichen oberkait schuldig ambt ist, nit allain yren undertanen das hailig wort Gots vorkundigen zu lassen, sonder auch mit allem vleis, ernst und vormögen dorfur zu sein, das sie von dem wort Gots nit gezwungen oder abfellig gemacht werden, so wil unser hochste notturft und schuldig ambt der oeberkait erfordern, ob sich itzo oder kunftiglich zutragen oder begeben wurde, das imants uns oder unser undertane mit gewalt oder der tat von dem wort Gots und erkanter warhait zu dringen (welchs dan der guetig, barmhertzig Got gnediglich vorhueten, und wir uns auch zu nymants vorsehen wollen) und also widerumb zu den abgetanen und vorenderten misbreuchen zu nötigen understunde, solchs alles möglichs vleis zu vorhueten, domit dan solcher gewalt abgewendet und das vo[r]terben baider, leib und sele, unser und unser undertanen, vorhütet werden möge, so haben wir Got dem Almechtigen zu lobe, zu mehrem gedeien und aufwachsen götlicher freien lehren, zu erweckung und förderung ayns cristlichen, einhelligen wesens und fridens dem hailigen Romischen Reich deutzscher Nation und aller erbarkait, dorzu gemaynen unsern furstentumen, steten und landschaften zu gutem, wolfart, ehre, nutz und frommen, allain zu gegenwehr und rettungsweise, die aynem yden nicht allayn von menschlichen, sonder auch von geschrieben rechten zugelassen und vergönt ist, mit und gegenainander ains cristlichen und freuntlichen vorstands vorainigt, entschlossen, denselben auch auf- und angenommen und tun das gegenwertig yn und mit traft dieses brives in massen, form und gestalt wie hernach volgt:
Nemlich das wir zu allen tailen yhe ainer den andern getreulich und von hertzen maynen, halten und vor schaden warnen sollen undt wollen, auch kayner des andern veinde und widerwertigen offenlich oder haymlich mit wissen durchschlaiffen, furschieben oder enthalten; und demnach dieser vorstandt allain gegenwehrs- und rettungsweise undt gar nit dorumb angesehen, das imant under uns ainichen krigk anfahen solle, ob sich dan begebe, das ainicher tail under uns, wer auch der were, umb das wort Gots, evangelischer lehr und unsers hailigen glaubens oder umb Sachen willen, die aus dem wort Gots, evangelischer lere und dem hailigen glauben volgen und demselben anhengig ... vorgewaltigt und uberczogen wolt werden oder befedet und ubertzogen wurde und derselbig auf uns andere schleunigs, entlichs rechten leiden möcht, das dan wir alle die andern, yn diesem cristlichen vorstandt begriffen, und ayn yder vor sich selbst, sobaldt wir das von dem vorgewaltigten oder sonst durch glaubliche erfarung verstendigt, bericht und innen wurden, die sach uns kayner andern gestalt sollen anligen lassen, dan als ob unser yder selbs angriffen, bevhedet, ubertzogen und also sein selbst aigen sache were, dorauf auch an [ohne] allen gefarlichen vorzug ayn yder seinem hoechsten vormögen nach unerwart der andern den befedeten oder vorgeweltigten helfen, retten und entschutten, luft und platz machen .. .
Es soll auch dieser unser cristenlicher vorstand kaiserlicher Maiestat, unserm allgnedigsten herrn, oder kaynem stand des hailigen Römischen Reichs oder sonst ymants zu-wieder, sonder allayn zu erhaltung cristenlicher warhait und fridens ym hailigen Reich und deutzscher Nation und zu entschuttung unbillichs gewalts für uns und unser undertann und vorwanten allayn yn gegenwehr und rettungsweise furgenommen, da unser yder, wie oben berurt, recht geben und nemen mag.
So auch ymants weiter yn diesen unsern cristlichen vorstandt zu kommen begerte und vormals nicht dorinnen begriffen 1), der das hailig evangelion angenommen, der sol mit unser aller wissen und willen doryn auf- und angenommen werden .. .
1) Bei Erneuerung des Bundes im Jahre 1536 wurde die "Confessio Augustana" zur verbindlichen Grundlage des Schmalkaldischen Bundesvertrags gemacht, wobei der vorliegende Satz wie folgt geändert wurde: „... nicht dorinnen begriffen, die dem heiligen Gottes Wort und dem Evangelio anhängig, demselbigen und der reinen Lehr und unserer Confession zu Augsburg Keyserlicher Majestät und allen Ständen des Reichs übergeben in ihren Landen und Gebieten gleichförmig lehren und predigen lassen, auch darob festiglich halten sollen und wollen, der oder dieselbigen sollen mit unser aller wissen und willen doryn auf- und angenommen werden...”
zit. nach: Geschichte in Quellen Bd. III, bearb. von Fritz Dickmann, München 1966, S. 176-77
Anfragen zu Reproduktionen in hoher Auflösung und druckfähige Vorlagen erhalten Sie von der unter Bestand/Sign. genannten Einrichtung.