Luther gegen das "Bundmachen" des Landgrafen Philipp, Brief an Kurfürst Johann von Sachsen, 22. Mai 1529
Luther, Werke (Weimarer Ausgabe), Briefwechsel Bd. V, S. 75 ff.
Auf die Kunde von dem geplanten evangelischen Bündnis, die Philipp Melancbtbon vom Reichstag zu Speyer mitbrachte, wendete sich Luther mit diesem Brief an den Kurfürsten von Sachsen.
Dem Durchleuchtigsten, hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Johanns, Herzogen zu Sachsen und Kurfürsten, Landgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meißen, meinem gnädigsten Herrn.
Gnad und Friede in Christo! Durchleuchtigster, hochgeborner Fürst, gnädigster Herr! Es hat mir M. Philipps [Melanchthon] aus dem Reichstage unter andern diese Zeitung gebracht, wie ein neu Bündnis fürhanden sein solle, sonderlich meines gnädigsten Herrn Landgrafen zu Hessen mit etlichen Städten; welches mich nicht wenig bewegt ... Und wiewohl ich verhoffe, Gott werde uns förder behüten, und E. K. F. G. seinen Geist und Rat geben, sich hinfort für solchem und dergleichen Bündnis zu bewahren, hab ich's doch aus übriger Sorge und Zwang meines Gewissens nicht mögen lassen, E. K. F. G. davon zu schreiben, als der ich weiß und erfahren habe, daß man dem Teufel und seinen Lüsten nicht kann genugsam und zu fleißig fürkommen. Christus unser Herr wird's geben durch unser Gebet, daß, ob der Landgraf gleich ja fortführe (dafür Gott auch gnädiglich sein wollte) mit seinem Bundmachen, daß doch E. K. F. G. sich nicht mit darein flechten und und binden lassen; denn was Unrats daraus folgen will, können wir nicht alles denken.
Erstlich ist das gewiß, daß solch Bündnis nicht aus Gott, noch aus Trauen zu Gott geschieht, sondern aus menschlicher Witze [Überlegung], und um menschliche Hülfe alleine zu suchen, darauf zu trotzen, welches keinen guten Grund hat und dazu keine gute Frucht bringen mag, angesehen, daß solch Bündnis unnötig ist, denn der Papisten Haufen nicht so viel vermag noch so viel Herzens hat, daß sie sollten etwas anfahen, und hat Gott allbereits uns gegen sie mit guter Mauer seiner Macht verwahrt. So schafft auch solch Bündnis nicht mehr, denn daß der Widerteil verursacht wird, auch Bündnis zu machen .. .
Aufs andere, so ist das allerärgste, daß wir in solchem Bündnis die müssen haben, so wider Gott und das Sakrament streben'), als die mutwilligen Feinde Gottes und seines Wortes, dadurch wir müssen alle ihre Untugend und Lästerung auf uns laden, teilhaftig machen und verfechten, daß fürwahr kein [ge]fährlicher [er] Bund möchte fürgenommen werden, das Evangelium zu schänden und zu dämpfen, dazu uns mit Leib und Seel verdammen; das sucht der Teufel leider.
Wills nicht anders sein, so helfe Gott, daß E. K. F. G. den Landgrafen lasse und sei abgesondert .. .
Zum dritten, so hat Gott im Alten Testament allezeit solch Bündnis menschlicher Hülfe verdammt, als Jesaja [30, Vers 15] spricht: Wenn ihr stille bleibt und trauet, so soll euch geholfen werden; denn wir sollen Kinder des Glaubens sein zu Gott, in rechter Zuversicht. Sollen wir aber Bündnis haben, die wird er uns ohne unser Suchen und Sorgen zu-schicken, wie er verheißt Matth. 6: Sorget nicht, solches alles soll euch zukommen, wenn ihr zuerst Gottes Reich suchet .. .
zit. nach: Geschichte in Quellen Bd. III, bearb. von Fritz Dickmann, München 1966, S. 163-64
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