Martin Luther an Georg Spalatin, Mißachtung der päpstlichen Bulle Leo X.,11. Oktober 1520
Endlich ist die römische Bulle angekommen, die Eck mitgebracht hat, von der die Unseren viel an den Fürsten schreiben. Ich verachte sie und greife sie jetzt als lügenhaft und gottlos und in jeder Hinsicht eckisch an. Du siehst, daß in ihr Christus selbst verdammt wird. Weiter wird keinerlei Grund und Ursache angegeben. Endlich werde ich berufen, nicht um gehört zu werden, sondern um zu widerrufen. So kannst Du erkennen, daß sie voller Wut, Blindheit und Unsinnigkeit sind, die nichts sehen noch bedenken. Doch will ich noch den Namen des Papstes unterdrücken und gegen sie als eine erdichtete und erlogene Bulle vorgehen, obwohl ich fest überzeugt bin, daß sie echt und ihre eigene sei. O daß doch (Kaiser) Karl ein Mann wäre und für Christus diese Teufel angriffe! Ich freilich fürchte nichts für mich, es geschehe Gottes Wille. Auch weiß ich nicht, was der Fürst tun soll, nur scheint es mir hier das Beste zu sein, er stelle sich, als wisse er nichts davon. Denn zu Leipzig und überall ist die Bulle wie auch Eck sehr verachtet. Daher argwöhne ich, die Bulle könnte sich Ansehen erwerben, wenn wir uns zu sehr um sie sorgen, und kümmern, während sie sich selbst überlassen leicht zusammensinken und einschlafen wird. Ich sende Dir ein Exemplar davon, damit Du die römischen Ungeheuerlichkeiten siehst. Wenn sich das durchsetzen sollte, dann ist es um Glauben und Kirche geschehen.
WA Br 2, 195. Nr. 341. Lateinisch. Lateinisch, in deutscher Übersetzung zit. nach Kurt Aland, Luther deutsch, Bd. 10, Stuttgart 1959, S. 79-80
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