Dokument 74: SZEPTER DES KOLLEGS DER 1571 NACH FULDA BERUFENEN JESUITEN Silber auf gedrechseltem Holzgriff Deutscher (Fuldaer?) Goldschmied, um 1600 Bestand 92 |
UNIVERSITÄT FULDA | |
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| Szepter des Kollegs der 1571 nach Fulda berufenen Jesuiten Silber auf gedrechseltem Holzgriff, Deutscher (Fuldaer?) Goldschmied, um 1600 Bestand 92 |
Das Zepter des Fuldaer Jesuitenkollegs war sichtbares Zeichen der kontinuierlichen Bildungstradition im Hochstift seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts; es wurde nach 1734 von der Adolphs-Universität Fulda geführt. Als Hoheitszeichen der Universität trug es der Pedell bei feierlichen Aufzügen voran. Doch diente es auch als Verteidigungssymbol im Streit mit anderen Gewaltträgern.
Als Verfechter der Gegenreformation rief Fürstabt Balthasar von Dermbach (reg. 1570-1606) nach 1570 Vertreter des 1534 gegründeten Jesuitenordens in das weitgehend protestantisch gewordene Hochstift Fulda. Mit ihrer Bildungsarbeit und durch ihren missionarischen Eifer gaben die Jesuiten dem Klerus und den Laien des Stiftsgebiets neuen Halt. Am 20. Oktober 1572 wurde die Schule des Jesuitenkollegs mit zunächst vier Klassen (Infima, Media oder Secunda, Suprema der Grammatik oder die Syntax, sowie Poesie und Humanitas) eröffnet, Ostern 1573 trat bereits eine fünfte (Rhetorik) hinzu, Ostern 1583 eine sechste Klasse als Vorschule. Wir würden heute von einem Altsprachlichen oder Humanistischen Gymnasium sprechen. Im Laufe des 17. Jahrhunderts erfuhr der Lehrbetrieb am Jesuitenkolleg einen stetigen Ausbau. Im Jahre 1623 dotierte Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (reg. 1623-1632) einen Lehrstuhl für Moraltheologie (Kasuistik). Im Jahre 1658 schloß Fürstabt Joachim von Gravenegg (reg. 1644-1671) zwei philosophische Kurse (Logica und Physica) an. Seit dieser Zeit wurde auch ein Unterricht in Kontroverstheologie und seit Anfang des 18. Jahrhunderts ein Studium der scholastischen (spekulativen) Theologie angeboten. Damit waren Studia inferiora und Studia superiora im Sinne der Studienordnung des jesuitischen Gesamtordens („Ratio atque Institutio studiorum Societatis Jes“) vom 8. Januar 1599 in Fulda gewährleistet. R.P.
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