Dokument 63: VERZEICHMS ALLER BESITZUNGEN UND EINKÜNFTE DES HESSISCHEN FÜRSTENHAUSES
Der sog. „Ökonomische Staat“ Landgf. Wilhelms IV., 1585.
Prunkband auf Pergament, in roten Samt gebunden, mit silbernen Eckbeschlägen, dem hessischen Wappenschild auf der Mitte der Vorderseite und drei abgebrochenen Schließen, von denen die mittlere verschließbar war. Persönliches Exemplar Landgraf Wilhelms IV.
Bestand S Nr. 1/1.
Lit.: L. Zimmermann, Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV. (VHKH 17, 1-2, 1933-1934).
VERZEICHNIS ALLER BESITZUNGEN UND EINKÜNFTE DES HESSISCHEN FÜRSTENHAUSES | |
| Der sog. „Ökomische Staat“ Landgraf Wilhelms IV., 1585. Prunkband auf Pergament, in roten Samt gebunden, mit silbernen Eckbeschlägen, dem hessischen Wappenschild auf der Mitte der Vorderseite und drei abgebrochenen Schließen, von denen die mittlere verschließbar war. Persönliches Exemplar Landgraf Wilhelms IV. Bestand S Nr. 1/I. Lit.: L. Zimmermann, Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV. (VHKH 17, 1-2), 1933-1934. |
Das „rotsamtene Buch, mit Silberbeschlagen“, das seit dem 18. Jahrhundert als „Ökonomischer Staat des Landgrafen Wilhelm IV.“ bezeichnet wird, ist die nach jahrelangen Vorarbeiten 1585 erfolgte Zusammenstellung aller erreichbarer Daten über Besitzungen, Einkünfte und Ausgabeverpflichtungen der Landgrafschaft Hessen-Kassel. In ihm verbinden sich Elemente der älteren Güterverzeichnisse (der sog. Urbare) mit denen einer modernen Staatsstatistik. Das Buch bietet zum ersten Male einen umfassenden und verläßlichex Überblick über die Ressourcen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Aufgabenfinanzierung des frühneuzeitlichen Territorialstaates. Auf 420 Seiten sind sorgfältig aufgelistet:
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der Besitzstand mit der genauen Aufzählung aller Zehnten, Forsten, Städte und Dörfer (mit Angabe der Einwohnerzahlen, der Herrschaftsverhältnisse und der kirchlichen Zugehörigkeit),
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die Soll-Einnahmen in Geld und Naturalien aus den Ämtern und Domänen, aus Steuern und Zöllen sowie die Ausgaben für den Hof und die Zentralverwaltung,
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Richtzahlen für Preise und Löhne und Werttabellen für die umlaufenden Gold- und Silbermünzen,
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der „Verteidigungsetat“ mit der Aufstellung der Eventualkosten für Truppenbesoldung und -verpflegung, Bewaffnung, Munitionierung und dergl.
Diese Zusammenfassung aller relevanter Daten bildete für den Landdgrafen die wissenschaftliche Grundlage für seine Regierungspraxis und für eine sachgerechte, effiziente und kontrollierbare Staatsverwaltung. Ein Exemplar des „Ökonomischen Staates“, das hier gezeigte, hatte Landgraf Wilhelm IV. in persönlichem Gebrauch, wie die von seiner Hand stammenden Nachträge zeigen; ein weiteres befand sich in der Rentkammer, der obersten Wirtschafts- und Finanzbehörde des Landes. Insgesamt sind sieben Exemplare des Buches überliefert, drei davon in Abschriften des 17. und 18. Jahrhunderts. F.W.
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