Der Stausebacher Bauer Caspar Preis berichtet in seiner Chronik von den Zuständen in seinem Dorf und in der Stadt Amöneburg.
Auszug aus der Stausebacher Chronik des Caspar Preis
Ach, wie gar hart strafft uns doch unser Herr Gott im Jahr 1646, dan es bleib doch nicht das Geringste überall, auch nicht das Allergeringste. Es ginge zu Scheidern die liebe Frucht allzumall, das man auch das mal kaum konte sehen, wo Frucht hatte gestanden umb unser Dorf. [...] Die Wisen war dermasen zertrettet, das man sie kaum vor Wisen erkenen thäte. Die Dörfer wurden verbrand und abgerissen und ins Läger geführet, dan mit dem Holtz musten sie backen und brauen. [...] Alle die Dächer abgerissen, inwendig auch so gar zerhäuben und verwüstet, das kein Mensch darinen hätte können bleiben.[...].
Den Tag, da sie uffzogen, da steckten die Hesen die Statt Omeneburgk in Brand, gar nahe ein jdes Haus, in Sonderheit das churfürstliche Schloß zuerst. Es blibe noch etliche Heuser stehen nach dem Brand wie auch die Kirche. Aber nach 5 Tagen ward die Kirche wie auch die überige Heuser noch einmal uff ein neues angestecket. Musten auch in die Asche gelegt werden. [...] Da konten wir gantz und zumal nicht bleiben. Wir musten weichen und die Dörfer lehr lasen stehen und must ein j[e]der seines Bestens gedenken. Ich mit Weib und Kind begabe mich nach Fritzlar. [...] Im Jar 1647 vierzehen Tag vor Ostern zogen wir wider von Fritzlar nach Stausenbach. Ach Gott wie funden wir so wüsten Heuser. Wir fingen wider an zu bauen und auch wider ein wenig außzustellen ein j[e]der was er vermocht. In Fritzlar, da hilten sich den Winder uff alzeit an die dreyhundert Menschen jung und alt. Von der Omeneburgk waren ihrer neuntzig darinnen, die andern aus den verderbten Dörfern. Die Leuth von Omeneburgk zogen auch wider nach dem Berg wie wohl sie keine Heuser mehr hatten. Fingen wider an auszustellen und hilten sich uff ein j[e]der wie er kont und mocht in den Källern und in den Dörfern darumb her.
[...] Alles Unglück und alle Trübsall zu erzellen ist in meinem Vermögen nicht. Auch was ich schon weiß und gesehen habe. So kan ich es doch nicht wegen meiner Arbeit, dan wan ich schon itzunder so viel Hände hätt als Glitmasen an meinem gantzen Leib, so hätten sie alle gnungsam zu thun. Wan ich auch schon alles was ich gesehen und schmertzlich erfahren habe, erzellet, so glaubet es noch nimand, der eine besere Zeit erleben würde. In Suma es war eine über die masen erbärmliche Zeit. [...] In dießem Jahr ward das Rauscheburger Schloß zersprenget, zum Kirchain der stumbe Thurn, alle die Thurn zu Omeneburgk, auch ein großer Thurn zu Schweinsburg, alle mit Bulfer zersprenget und nidergeworfen. Es war eine ellende Zeit mit dem Krig in diesem Land. Es glaubets niemand, wer es nicht erfahren hatt. Wie ellendiglich haben wir uns müßen verkrichen und verstecken in Häcken und Streuchen, das sie uns nicht erdapen kunden. [...]
In Anno 1648, da zogen die Völker nach dem Bäyerland, das wir hier in diesem Land ein wenig Ruhe hatten und baueten die zerrissene Bäuw wieder ein wenig, das wir uns darinnen behelfen konten. Auch du treuer barmhertziger güttiger Gott, wie ein armes zerrissenes und verstörtes Dorf war Stausenbach dasmal. O wie waren wir so gar arme, ja gar arme Leuth. Nun wie oben gesagt im Jar 1648, da ward nach des allerhöchsten Gottes seinem göttlichen Willen einmal der lang gehofften und gewünschten lieben Frieden getroffen und gemacht und einmal geschlossen zu Münster der werten Stadt in Westvallen, da aus allen Orten des Römischen Reichs Gesanden gewesen seind wol neun gantzeJahr und an dem lieben Friden tracktiret.
[Transkribiert von Helmut Klingelhöfer, Marburg]
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